Shiatsu und Atemarbeit

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  • #7519
    Cristina
    Teilnehmer

    Liebe Lehrer und Studenten,
    Ich suche alles zum Thema Shiatsu und Atemarbeit,
    kennt irgend jemand von euch jemanden der mir da weiterhelfen könnte?
    Gibt es Lektüre dazu?
    Als Yoga Lehrerin bin ich seit längerem sehr interessiert an dem Thema und freue mich verschiedene neue Ansätze kennen zu lernen.

    vielen vielen dank für hinweise, bin euch sehr dankbar!

    #7537
    Jürgen Westhoff
    Moderator

    Liebe Cristina

    Das ist ja eine komplexe Frage. Du suchst ALLES  😉  Das ist nicht wenig …

    Mir ist nicht ganz klar worauf du genau hinauswillst. Möchtest du Atemübungen mit Klienten machen (in richtung Yoga) ? Möchtest du konkret mit den Atemorganen (Lungen, Zwerchfell, Atemmuskulatur … arbeiten ? Oder wissen wie man im Shiatsu generell oder im Speziellen mit dem Atem arbeiten kann ?

    Um mit dem Einfacheren anzufangen: am Beginn der Ausbildung kommt oft die Nachfrage, ob man sich auf den Atem der Klientin einstellen sollte … In der Regel lautet die Antwort, dass man nicht im Atemrhythmus der Klientin arbeiten sollte, weil man sich sonst versklavt, indem man versucht da mitzukommen. Natürlich gibt es Körperbereiche, z.B. am ganzen Brustkorb, wo man natürlicherweise nicht gegen das Einatmen einsinkt.

    Mit dem Atem gezielter zu arbeiten als Shiatsutechnik ist mir das erste Mal bei Sonia Moriceau begegnet, die leider letzten Sommer verstorben ist.
    Ich versuche das mal verkürzt aus meinem Verständnis wiederzugeben: Sie nutzte die unterschiedlichen Atemphasen, um mit tieferen Ebenen der Klientin in Kontakt zu kommen, anzudocken und ihr auch wieder Raum zu geben. Im Besonderen ging es ihr um eine Ebene der Selbstheilungskräfte, wo die Klientin gut in Resonanz gehen und besser mit sich in Kontakt kommen kann. Dafür schien der Atem aus ihrer Sicht sogar notwendig zu sein. „Atem ist Heilung und KI“ war ihre Formulierung. Die eigene Aufmerksamkeit sinkt dabei immer tiefer in den Raum der Klientin. Auf diese Weise kommt man selbst tiefer in Kontakt und in Resonanz. So werden Ki-bewegungen deutlicher spürbar („den Atem zwischen beiden Händen spüren“) und es wird einfacher die Impulse von der Klientin aufzunehmen und zu berühren. Man tritt selbst innerlich mehr und mehr zurück dabei, läßt die Klienten „sich selbst heilen“ wie Sonia das formulierte. Vor allem mit der Ausatmung sinkt man, läßt man die eigene Aufmerksamkeit tief ins Innere sinken, kurz vor dem Einatmung geht man, evtl. sogar Impulsartig, zurück …
    Eine weitere Ausführung würde hier den Rahmen sprengen. Es gibt eine DVD von Sonia Moriceau mit dem Titel „Healing Touch“ (http://www.soniamoriceau.org/  -> Resources), die es auch noch zu kaufen gibt, soviel ich weiss, falls dich das näher interessiert. Da erklärt sie diese Techniken genauer, so habe ich das in Erinnerung.
    Sonia hat auch aus ihrem buddhistischen Hintergrund einige sehr schöne Atemübungen für einen selbst unterrichtet.

    Eine andere Komponente kenne ich aus der Osteopathie und Craniosacralthearpie. Da wird unterschieden zwischen primärer und sekundärer Atmung. Sekundäre Atmung meint das was wir als Lungenatmung kennen. Die primäre Atmung wird auch als PRM (primär respiratorischer Mechanismus) oder cranialle Welle bezeichnet, wobei es da unterschiedliche Zyklen (von unterschiedlicher Dauer und Tiefe) zu spüren gibt, bis zu einem „Stillpoint“. Sutherland, ein wichtiger Impulsgeber und „Erfinder“ der Craniosacralthearpie, verglich diese Zyklen mit Wellenbewegungen und Tiden. Es wird auch beschrieben als „Summe aller Rhythmen“: jede Zelle, jedes Organ etc. hat ihren Rhythmus, ihre eigene Frequenz: öffnen-schließen, Ernährung etc.. Die sekundäre Atmung ist da auch miteinbezogen. Es gibt Auffassungen, dass das mit der ständigen Neubildung des Liquor in den Ventrikeln zu tun hat, oder auch mit dem Magnetfeld etc. Du findest mehr darüber vor Allem in der einschlägigen Literatur zur Craniosacralthearpie.

    Ich vermute, dass sich Sonia auch auf den PRM bezogen hat. Das weiß ich aber nicht.

    Dann gibt es eine ganze Reihe von interessanten, effektiven osteopathischen Techniken, um mit dem Diaphragma abdominalis (Zwerchfell), mit den Lungen selbst (Lungengewebe, Aufhängung, Pleura), mit der Atem- und Atemhilfsmuskulatur … zu arbeiten.

    Ich kenne auch noch die Idee des Atems als Scanner für das gesamte Körpersystem, um zu „überprüfen“, ob irgendwo etwas nicht in Ordnung ist. Das betrifft natürlich auch zurückgehaltene Gefühle u.ä. Deshalb ist es so wichtig für unsere System, dass wir auch vollständig ein- und auch wieder ausatmen können. Sonst werden nur Körperteilbereiche „gescannt“, andere werden z.T. dauerhaft, übersehen. Für mich macht diese Idee sehr viel Sinn.

    Sicherlich ist das auch ein Grund, warum Atemübungen in vielen, wenn nicht in allen, spirituellen Praktiken (wie im Yoga) und Körperübungsformen eine so wichtige Rolle spielen. Auch da wird der Atem oft als Bote beschrieben, als „Pferd“ für Ki, Gedanken … das kennst du sicher aus dem Yoga.

    Ich hoffe das gibt dir Anregungen Cristina, und geht auch in die Richtung, die dich interessiert.

    Es gibt sicher weit mehr Erfahrung dazu in der Shiatsuwelt, vielleicht fühlt sich die Eine oder der Andere dazu animiert,

    Eigenes zu berichten.

    Herzliche Grüße aus Hamburg
    Jürgen

    #7538

    Liebe Cristina,

    Franziska von Schinckel hat mir ihre Antwort auf deine Frage zugeschickt:

     

    Liebe Cristina,

    hier einige Literaturhinweise zu deiner Frage:

     Das Atem Buch von Felix Riemkasten, Heinrich Schwab Verlag, ISBN: 3-7964-0056-6
     finde ich ein schöne Einführung in die Atemarbeit.
     
     Hara – Die Erdmitte des Menschens, Karlfried Graf Dürckheim, Otto Wilhelm Barth Verlag, ISBN: 3-502-67151-6
     Die Übung des Atems S. 144 ff.
     „Atem bedeutet nicht Einziehen und Ausströmen von Luft, sondern eine Grundbewegung des Lebens.“
     
     Die heilende Kraft des Shiatsu, Paul Lundberg, Mosaik Verlag, ISBN 3-576-10153-5
     Atmung S. 39 ff.
     
     Ki im täglichen Leben, Koichi Tohei, Werner Kristkeitz Verlag, ISBN: 3 921508 42 8
     Ki-Atmung S. 117 ff.
     
     Meridian-Dehnübungen, Shizuto Masunaga, Felicitas Hübner Verlag, ISBN: 3-927359-08-4
     Atmung und Bewegung S. 34 ff.
     
     Do-In-Buch, Michio Kushi, Verlag Bruno Martin, ISBN 3-921786-20-7
     Prinzipien der Atmung S. 57 ff.
     
     Tao Yoga, Mantak Chia
     Kleine und grosse Energiekreislauf
     6 heilende Laute
     
     Das Sonnengebet, Rajah von Aundh, Samsara Verlag, ISBN 3-89256-096-X

    hoffe Du hast Freude an dieser kleinen Auswahl

    lieber Gruss
    Franziska

    #8837
    angela
    Teilnehmer

    Liebe Cristina,
    hast Du schon etwas gefunden zu dem Thema Shiatsu und Atmung was Du weiterempfehlen möchtest? Ich bin als Yogastudentin/lehrerin ebenfalls sehr interessiert und habe mich mit dem Atem u.a. in Sandra Sabatinis Kursen beschäftigt – sie hat auch ein Buch dazu geschrieben „Breath“ oder „Atem“ – dieses kann ich empfehlen, obwohl es keinerlei theoretische Ansätze zu dem Thema gibt. Es ist eine Anleitung Atem zu erfahren – sehr gut!

    LG
    Angela

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