Shiatsu bei Parkinson

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  • #4993
    Adrian
    Teilnehmer

    Hallo,

    ich kenne einen 67-jährigen Mann, der unter Parkinson leidet. Mit Medikamenten ist er soweit gut eingesgtellt.
    Seine Krankheit erträgt er recht stillschweigend, er redet nicht gerne darüber, versucht es zu kaschieren,  ist „tapfer“…
    Er leidet unter Schlafstörungen, was für ihn störend ist (aber auch dies nimmt er einfach hin „es ist halt so“). Kürzlich war ich mit ihm spazieren und beobachtete, wie er plötzlich schneller und schneller wurde, seinen Gang nicht mehr kontrollieren und kaum mehr bremsen konnte, bis er beinahe hinfiel. Dies war bis dahin noch nie aufgetreten.

    Für die Verbesserung seiner Situation unternimmt er wenig, was ein allgemeines Thema in seinem Leben zu sein scheint. Neben der schulmedizin. Behandlung hat er schon Akupunktur ausprobiert, was aber zu wenig schnell Wirkung gezeigt hat, worauf er es wieder bleiben liess.

    Ich habe ihm auch schon mal Shiatsu-Behandlung vorgeschlagen, jetzt scheint er bereit dazu. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich bzgl. Parkinson und Shiatsu informieren würde.

    Meine Fragen:
    Welches sind die Hauptthemen aus Shiatsu-Sicht bei Parkinson? Welche Elemente, Meridiane, Körperregionen sind hauptsächlich ivolviert? Worauf muss ich besonders achten?

    Vielen Dank für die Inputs und herzliche Grüsse!
    Adrian

    #5010

    Lieber Adrian,

    Ich habe nicht viel Erfahrung in der Behandlung mit Menschen, die unter Parkison leiden. Die Erfahrung, die ich gemacht habe besagt, dass „träges“ Körpergewebe auf die Shiatsu-Berührung sehr positiv reagieren kann. Die typische zähe Dichte lässt dann nach. Die Menschen haben von dem Shiatsu eindeutig profitiert; sie waren froh über diese Möglichkeit. Allerdings kann ich keine Aussage darüber machen, ob der Verlauf durch Shiatsu beeinflusst werden konnte (zu geringe Zahl an Behandlungen).

    Mein vorschlag ist, dass du deinen neuen klienten so behandelst, wie du deine Klienten sonst auch behandelst. Gehe z.B. nach der Hara-Diagnose vor, arbeite Meridianbetont oder auch meridianfrei. Achte auf alle Besonderheiten, die dir im Körper dieses Menschen begegnen, besonders auf Bewegungseinschränkungen, Besonderheiten im Gewebetonus usw., und gehe auf diese Stellen besonders ein. Frage den Mann, wo er am liebstenberührt werden möchte und finde heraus, warum das so ist. Sei nicht enttäuscht, wenn die Fortschritte am Ende einer Behandlung zu Beginn der nächsten wie weggeblasen zu sein scheinen. Bleib einfach dran.

    Auf der Webseite der Britischen Shiatsu-Gesellschaft http://www.shiatsusociety.org/ kann man einen Artikel zu „Parkinson’s Disease and Shiatsu“ herunterladen. Du findest dieses PDF zum Runterladen auch, wenn du einfach „Parkinson’s Disease and Shiatsu“ in deine Suchmschine eingibst.

    Ich würde mich freuen, wenn du an dieser Stelle von deinen Erfahrungen berichten würdest.

    herzliche Grüße,

    Wilfried

    #5019
    Katti
    Teilnehmer

    Lieber Adrian,

    da es sich bei Morbus Parkinson um eine neurologische Erkrankung mit einer Vielzahl an Symptomen handelt, finde ich es ganz wichtig sich darüber eingehend zu informieren. Nicht alle Parkinsonerkrankte haben die gleichen Symptome, das kann variieren.

    Ich finde es einfach wichtig, die zum Teil „merkwürdigen“ Symptome einordnen zu können, sich nicht zu wundern und manche Symptome nicht falsch zu interpretieren (wie zum Beispiel das teilnahmslose Gesicht)

    Ganz gute Infos findet man auf der Homepage der Parkinsonvereinigung http://www.parkinson-vereinigung.de/; sie ist ja für Nichtmediziner geschrieben.

    Aber ungeachtet der Komplexität dieser Erkrankung möchte ich dich und deinen Bekannten absolut ermutigen, es mit Shiatsu zu probieren!!!

    Du kannst eigentlich gar nichts falsch machen, wenn du ihm eine Behandlung gibst, wie allen anderen Klienten auch.

    Richte dich nach der Haradiagnose, wenn das deine übliche Herangehensweise ist.

    Sollte dein Klient unter „Rigor“ leiden  (hoher Muskeltonus, oft mit Schmerzen verbunden), dann wird Shiatsu mit viel Rotationen, sanften, aber intensiven Dehnungen und Kembiki eine Wohltat sein. In diesem Fall kommt dem Holzelement eine entscheidende Rolle zu

    Sollte er unter „Tremor“  (Zittern) leiden, dann kann die Entspannung durch Shiatsu ihm auch da etwas mehr „Ruhe“ geben. Höchstwahrscheinlich nicht anhaltend, aber  zeitweilig.

    Wie du ihn beschreibst, hat er die typischen motorischen Störungen (Start-Stop-schwierigkeiten/Festinationen) – drauf wirkt Shiatsu nach meiner Erfahrung leider nicht direkt.

    Was die Schlafstörungen angeht – dafür kann es verschiedene Ursachen geben: primär: zum einen weil sein Schlaf-Wachrhythmus durch die Erkrankung gestört ist. Oder sekundär, weil andere Symptome wie der Rigor ihm den Schlaf rauben. In jedem Fall kann Shiatsu eine Auswirkung darauf haben.

    In diesem Fall wird vermutlich das Wasser-Element in Mitleidenschaft gezogen sein.

    Shiatsu hat allemal das Potential die Lebensqualität von Parkinsonerkrankten zu verbessern…. Die chronische Erkrankung, der notwendige, hohe Medikamentenkonsum, die Veränderung, die die Menschen in ihrer Aussenwirkung erleben müssen, die Beschränkung ihres Handlungsspielraumes…. das alles sind hoch belastende Dinge, die durch eine Begleitung durch Shiatsu eine Milderung, ein Trost, eine Stärkung erfahren können…Völlig unabhängig von den konkreten Symptomen! Je nach Individuum können hier zum Beispiel die Feuermeridaine (Thema: Schutz), das Wasser (Existenzangst), das Metall (Isolation und Depression) eine Rolle spielen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

    Manchmal kann das auf den Boden kommen für Parkinsonerkrankte ein Problem sein. Auf jeden Fall vorher ansprechen… und dann nach Lösungen suchen, zum Beispiel mit Hilfe eines Stuhles den Transfer zum Boden bewältigen.

    Nebenbei sei noch erwähnt, das alles, was mit Bewegung zu tun hat, essentiell ist, um den Verlauf von Parkinson positiv zu beeinflussen. Nordic Walking, Tai Chi , Tango Tanzen zum Beispiel – zu allen drei gibt es Studien, die belegen, dass eine regelmäßige Ausübung eine positive Wirkung hat. Es gibt LSTV/BIG  als eine  spezial Technik in der Physiotherapie  für die motorischen Störungen.

    Ich habe beispielsweise eine Klientin mit Parkinson, die seit über zwei Jahren wöchentlich kommt. Sie schwört auf Shiatsu. Es gibt ihr mehr Energie, um den erschwerten Alltag zu bewältigen.  Die tiefe Entspannung hilft ihr ihren Akku zu füllen, der sehr schnell leer läuft.

    Sie fühlt sich wesentlich beweglicher, der Muskeltonus (Rigor) lässt meistens deutlich nach, und das hält auch länger an.  Dadurch kann sie sich besser bewegen und hat weniger Schmerzen. In der ersten Zeit der Behandlungen ging es ihr so gut, dass sie abends vergaß ihre Tabletten zu nehmen.

    Sie musste dennoch peu à peu -im Laufe der 2 1/2  Jahre- ihre Medikamente erhöhen, aber der Zeitraum ist nach Aussagen ihrer Ärztin ein verhältnismäßig langer, d.h.möglicherweise hat sie Dank  Shiatsu (und ihrem regelmäßigen Bewegungsprogramm!!)  einfach einen verlangsamten Verlauf. Allein das ist schon Gold wert, weil die Medikamente auf die Dauer sehr viel unerfreuliche Nebenwirkungen haben können. Jeder Neurologe versucht die Medikation so lange so niedrig wie möglich zu halten.

    Du kannst auf jeden Fall ganz vertrauensvoll deinem Bekannten Shiatsu  geben!  Ich bin mir sehr sicher, dass er davon profitieren wird.

    Katti

     

     

     

     

     

     

    #5020
    Adrian
    Teilnehmer

    Lieber Wilfried, liebe Katti,

    herzlichen Dank für eure Anregungen, die mich motivieren, mit diesem Klienten zu arbeiten! Bin gespannt, wohin die Reise geht, und freue mich darauf!

    Herzlich

    Adrian

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