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Guten Abend zusammen
Ich habe eine Frage betreffend einer heftigen Reaktion nach einer Behandlung an einem Übungsklienten (ich befinde mich kurz vor Stufe 4). Diese hat mich sehr beunruhigt – ich wusste nicht, wie ich das einordnen soll (war es gut oder habe ich etwas falsch gemacht oder etwas Schlimmes ausgelöst?).
Mein Übungsklient ist 56 Jahre alt und seit Kindheit starker Allergiker (allergisch auf verschiedenste Pollen, Nüsse u.a. Lebensmittel, Rosshaare…). Sein Körper zeigt bei deren Kontakt oder Einnahme allergische Reaktionen wie rote Haut, rote tränende Augenlider und juckende Hautausschläge am ganzen Körper, Zeitdauer mehrere Tage bis Wochen. Er sagt er habe deswegen sein halbes Kinder- und Jugendleben in Spitälern verbracht. Damals gab es Zeiten, wo er es nicht schaffte, eine Treppe zu hochzulaufen (Atemwege eingeschränkt). Er begann sich erst nach regelmässigen Spitalaufenthalten auf fast 1600 m.ü.M. besser zu fühlen. Er blieb dann dort in dieser Höhe wohnen und konnte mit den Jahren auch Sport treiben, bis hin zu Biathlon. Er ist alleinstehend und immer noch sportlich aktiv, wenn auch nicht mehr so intensiv wie früher. Die allergischen Beschwerden nahmen in den letzten Jahren wieder zu. Vor ca. 2 Jahren wurde bei ihm aufgrund unerklärlichen hohen Blutdrucks das Schlaf Apnoe Syndrom diagnostiziert und er wurde daraufhin operiert. Es geht ihm diesbezüglich etwas besser.
Aufgrund eines Hörsturzes vor ca. 2.5 Monaten hörte er links gar nichts mehr. Er nahm eine Weile lang auf ärztliche Anweisung starkes Cortison ein, was aber nicht half. Sein Hörvermögen kam nur ganz wenig zurück. Ich behandelte ihn zwischen Ende November und Mitte Januar dreimal. Beim ersten Mal ganz allgemein den Dreifacherwärmer-Meridian, den ich vielleicht noch nicht so ganz „traf“. Nach einem Austausch mit einer ausgebildeten Shiatsu-Therapeutin und Recherchen in Shiatsu-Büchern und Internet behandelte ich wieder den gesamten Dreifacherwärmer-Meridian, legte aber dank den gewonnen Informationen zusätzlich den Fokus auf 3E18, 3E21 (sehr) und 23, auf eine Nackenbehandlung und eine Hara-Behandlung. Abgeschlossen habe ich beide Male bei den Füssen.
In der Nacht nach der letzten Behandlung entwickelte sich bei meinem Übungsklienten am Kopf eine Schwellung, linksseitig zwischen Kopfhaut und Schädel. Sie war von der Grösse einer Hand und begann gemäss seiner Schilderung oberhalb des Warzenfortsatzes und zog übers Ohr hinauf zur Kopfmitte. Im Zentrum der Schwellung war ein Knötchen von 2 bis 3 mm Grösse tastbar. Es war keine Färbung sichtbar. Die Schwellung tat auf Berührung weh, daher konnte er ein paar Nächte nicht auf der linken Seite schlafen. Sie drückte auch auf das Ohr mit dem Hörsturz, und er hörte einige Tage wieder deutlich schlechter. Dies dauerte eine knappe Woche an. Nachher ging die Schwellung zurück und das Knötchen, das bis zuletzt tastbar war, ist jetzt weg. Sein Hörvermögen ist wieder gleich gut, bzw. gleich schlecht, wie vor der Behandlung.
Als ich von der Reaktion hörte, kamen mir mulmige Gedanken. Was, wenn ich etwas falsch gemacht hatte, etwas Schlimmes (bis hin zu einem Schlaganfall) bei ihm ausgelöst hatte. Eine Nacht lang konnte ich nicht schlafen und tauschte mich anschliessend nochmals mit der ausgebildeten Shiatsu-Therapeutin aus, war dann etwas beruhigter, aber immer noch unsicher.
Erst als der Klient mir mitteilen konnte, dass die Schwellung weggegangen ist, war ich vorläufig beruhigt. Er äusserte, es hätte sich wie eine Lymphknotenentzündung angefühlt. Mit Nachlesen entdeckte ich, dass sich hinterm Ohr tatsächlich Lymphknoten befinden.
Ich hoffe, dass es beim ihm weiterhin gut bleibt, wage ein klein wenig zu hoffen, dass diese Reaktion meinem Übungsklienten nachhaltig vielleicht etwas bringt, fühle mich aber immer noch sehr unsicher über diese heftige Reaktion.
Mein Anliegen ist, hier im Forum von einer erfahrenen Person eine Einschätzung zu erhalten.
1. Hat jemand Erfahrung mit etwas ähnlichem gemacht?
2. Habe ich zu intensiv oder zu einseitig behandelt? Ich war an der letzten Behandlung schon sehr fokussiert auf die Punkte, die bei Ohrproblemen als wirksam gelten.
3. Steckte zu viel Absicht dahinter?
3. Wäre eine solch heftige Reaktion vermeidbar oder war es gut, dass sie kam? In der Zwischenzeit habe ich erfahren, dass das Wasserelement ausgleichend wirken würde (um eine heftige Reaktion abzufächern?).
4. Kann sich eine zu gezielte Behandlung auch negativ auswirken?Vielen Dank für die Möglichkeit, dass man sich hier Rat holen kann.
Liebe Grüsse
ConnyLiebe Conny,
Nachdem du bis jetzt noch keine Antwort von anderer Seite erhalten hast, will ich dir nun antworten.
Wenn ich es richtig verstanden habe, befindest du dich in der Stufe 4 der Ausbildung an der ISS Kiental. Deine Fragen sind daher allzu verständlich, und wie es aussieht, hast du dank intensiver Beschäftigung und Austausch zu diesen Themen inzwischen mehr Sicherheit gewonnen und betrachtest solche Reaktionen entspannter.
Grundsätzlich ist Shiatsu eine Methode, die dem „System“ des Empfängers ein Mehr an Freiheit anbietet, andere und besssere Lösungen für Konflikte zu finden als die, welche zu Beschwerden geführt haben. Shiatsu korrigiert nicht und bringt auch nicht in Ordnung, statt dessen begleitet Shiatsu und bietet Alternativen an. Umgekehrt wird Shiatsu – richtig und nach den Regeln, die du in der Ausbildung lernst, angewandt – keine tiefgreifenden negativen Wirkungen auslösen. Dies auch dann nicht, wenn du „falsch“ gearbeitet hast im Sinne von den „falschen Meridian“ gewählt, den Meridianverlauf nicht „getroffen“ hast, oder zu zielgerichtet, intensiv, einseitig oder mit „zu viel Absicht“ gearbeitet hast.
Reaktionen wie die beiden von dir beschriebenen können im Gegenteil auch dann auftreten, wenn du alles „richtig“ gemacht hast. Sie zeigen, dass das „System“ des Empfängers auf die Berührung reagiert, was grundsätzlich erst einmal positiv zu sehen ist, da es offensichtlich reagiert und nicht abblockt. Es kommt daher nicht darauf an, sie zu vermeiden.
Die Reaktionen auf unsere Behandlung können sich wie in den von dir beschriebenen Fällen vorwiegend auf den Körper beziehen; es sind aber auch mehr oder minder deutliche seelische Reaktionen möglich. Meist bilden sie sich nach 1 bis 2 Tagen wieder zurück, als Ausdruck davon, dass die Impulse der Berührung in den Gesamtkörper integriert werden konnten. Selten treten solche Reaktionen in Folgebehandlungen in gleicher Weise erneut auf; wenn überhaupt, dann meist deutlich schwächer.
Dein Rat an deine KlientInnen, bei bleibenden Beschwerden einen Arzt/Ärztin aufzusuchen, ist sinnvoll. Ebenso wichtig ist es jedoch, unsere KlientInnen – schon wenn sie zum ersten Mal zu uns kommen – darauf hinzuweisen, dass so etwas oder ähnliches v.a. nach den ersten Behandlungen auftreten kann (nach meiner Erfahrung in 10-15% der Fälle), und zu versichern, dass es als positiv einzuschätzen wäre, sollte eine solche Reaktion auftreten.
Hab viel Freude in deinem Shiatsu und in deinem Leben,
Wilfried
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