Nackenbehandlung

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  • #12789
    Birgit Susanne
    Teilnehmer

    Zur Nackenbehandlung möchte ich gerne eine Frage stellen: Meine Klientin hat den Nacken/Kopf zu Beginn mit angehoben und ich habe ihr vorgeschlagen, dass sie den Kopf/Nacken nicht selbst zu halten bzw. anzuheben braucht. Wie kann ich in der Nackenbehandlung, beim Halten des Kopfes noch mehr Sicherheit für die Klienten vermitteln? Ich nehme an, es liegt nicht an der Größe der Handflächen?
    Zuvor habe ich den Arm Lu/Di behandelt – vielleicht wäre es in dem Fall gut gewesen, zuerst das Kreuzbein zu lockern oder die Füße zu behandeln?
    Eine wichtige Information zur Klientin: Sie ist eine Person mit sehr hohen Ansprüchen an sich und starker Neigung zum Perfektionismus. Vielen Dank im Voraus für die Anregungen! Birgit Susanne

    #12791

    Liebe BiSu,

    es kann in der Praxis je nach Klientel häufig vorkommen, dass Klienten den Kopf nicht abgeben wollen oder können. Du hast Recht, es kann dann sehr hilfreich sein, erst an anderen Körperbereichen zu arbeiten bevor man den Kopf in die Hände nimmt. Sacrum, unteres Hara, Becken, Beine oder Füße aber auch Arme und Hände sind hier sicherlich gute Adressen.

    Zu allererst aber ist es wichtig, den Zustand wie er nun mal ist zu akzeptieren, und nicht zu versuchen, den Klienten zum Loslassen zu zwingen. Anstelle dessen sollte man versuchen zu verstehen, warum dieser Menschen den Kopf nicht abgeben kann. Liegt es daran, dass der Schulter-Nacken-Bereich steif und starr ist oder liegen dort Schmerzen vor, die ein leichtes Ablegen des Kopfes erschwerten? Ist die Ursache vielleicht ein mangelndes Vertrauen in die Behandlungs¬situation, vielleicht auch eine übergroße dauerhafte generelle Anspannung? Oder liegt es einfach daran, dass dieser Mensch es nicht gewohnt ist, den Kopf loszulassen und abzulegen, dies aber rasch lernen kann? In der Behandlung muss die jeweilige Ursache berücksichtigt werden.

    Was immer es aber sein mag, den Kopf abzugeben bedeutet immer, sich den Händen einer anderen Person anzuvertrauen. Deine Hände sollten also Sicherheit geben. Voraussetzung hierfür ist, dass du gerne am Nacken und Kopf behandelst, dass du hiermit bereits gute Erfahrungen sammeln konntest und die angewandten Techniken sicher beherrschst.

    Auch die eigene Anspannung der behandelnden Person kann es dem Klienten schwer machen, loszulassen – Anspannung überträgt sich leicht von einem Menschen auf einen anderen. Es ist darum gut, immer wieder in deinen Behandlungen zu üben, Nacken und Kopf fließend und mit leichten, offenen und entspannten Händen zu behandeln. Achte hierbei besonders auf den Spannungszustand deiner Handgelenke und deiner Schultern und lass diese weich werden und lass Weite einkehren, solltest du dort Anspannung oder Enge entdecken. Versuch auch mal, den Kopf einfach auf deine entspannten Hände abzulegen und für 4 oder 5 Minuten nichts zu tun außer deine Hände und Handgelenke immer weiter zu entspannen, bis sie schließlich völlig losgelöst da liegen. Eine gute Übung.

    Wenn der Nacken sehr verspannt ist, kann dies es den Menschen auch schwer machen, mit zur Seite gedrehtem Kopf auf dem Bauch zu liegen. In solchen Fällen hilft meist ein flaches Kissen unter dem oberen Brustkorb, dass es auch angespannten Nacken erleichtern, den Kopf in Bauchlage zur Seite zu drehen. Auch ein Body-Cushion, bei dem der Kopf grade in einen gepolsterten Ring gelegt wird, kann hier sehr hilfreich sein.

    Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Zeilen eine Unterstützung geben konnte.

    Herzliche Grüße, Wilfried

    #12792

    Liebe BiSu, hier noch eine weitere Antwort, die in die gleiche Richtung geht:

    Nein, es liegt sicherlich nicht an der Größe der Handflächen, auch wenn große Handflächen nicht zu verachten sind:-))

    Es liegt an der Sicherheit der behandelnden Person, und wie wohl und sicher sie sich fühlt im Kontakt an Kopf und Nacken und mit der Person, die sie behandelt. Dies ersetzt verschiedene Dinge voraus: Technische Kompetenz, Freude am Kontakt (der viel zu tun hat damit, wie gut ich mich in die behandelte Person einfühlen und ihre Situation verstehen kann, und auch damit, dass es in dieser Behandlung Sinn macht, dort zu arbeiten), und eine Klientin, die sich sicher fühlt und sich dort entspannt berühren lässt. Letzteres kannst du als Behandlerin durch technische Kompetenz und Freude an der Berührung beeinflussen.

    Gib dieser möglicherweise angespannten Person Zeit, sich deinen Händen anzuvertrauen. Halte dazu vielleicht nur den Kopf für eine Weile, lass alle deine Anspannung aus deinen Handgelenken herausfließen und halte nur. Beobachte dabei, wie deine Klientin langsam (vielleicht sehr langsam) beginnt zu vertrauen und sich erlaubt, von deinen Händen gehalten zu werden. Erst dann setze konkrete Techniken ein. Vielleicht ist es beim ersten Mals sogar völlig ausreichend, ihren Kopf nur zu halten.

    Es ist im Shiatsu wichtig zu erkennen, wo sich eine Person gerade befindet und aus der Fülle von technischen Möglichkeiten die Techniken und Vorgehensweise zu wählen, die für diese Person eine Unterstützung sein können. Dann gehst du mit diesem Menschen, beeinflusst ihn und wirst in deinem Handeln als Shiatsu-Therapeutin von ihr mit beeinflusst.

    Ich hoffe, diese Zeilen können dich unterstützen. Herzliche Grüße, Wilfried

    #12808
    Birgit Susanne
    Teilnehmer

    Lieber Wilfried,

    ich danke Dir für deine ausführlichen Antworten und die darin enthaltenen wertvollen Anregungen für meine Shiatsu-Praxis!

    Herzliche Grüße, Birgit Susanne

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