Nach Behandlung Beschwerden an anderer Stelle des Körpers

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  • #13497
    caro
    Teilnehmer

    Ich habe mich mit folgender Frage an Wilfried gewandt. Er bat mich diese ins Forum zu stellen, da sie eine häufige Erfahrung in der Praxis darstellt & darum viele interessieren dürfte:

    Lieber Wilfried

    Ich bräuchte Deinen Rat, da ich verunsichert bin.
    Letzten Samstag kam ein Klient zu mir.
    Er kam mit Rückenschmerzen im linken unteren Rückenbereich (Nähe Beckenkamm), welche schon seit ca. 1 Jahr bestehen – mal stärker und mal weniger. Zudem hatte er das Gefühl „schief “ zu sein. Er war paar Wochen aufgrund der Rückenschmerzen und eines drohenden Burn-Outs krankgeschrieben und war jetzt wieder 2 Tage arbeiten.
    Vor einer Woche hatte er eine Magen-Darm-Grippe mit Durchfall. Aktuell wieder normaler Stuhlgang und Appetit.
    Da er übergewichtig ist, hat er vor 1 Jahr mit einer Low-Carb Diät und leichter Gymnastik angefangen und hat viel abgenommen. Wärme lindern die Rückenschmerzen (Kirschsteinsäckchen/Ingwerwickel).

    In der Hara-Diagnose war die Leber Jitsu und die Blase Kyo. Das linke Bein war Kyo. SIAS auf der linken Seite superior und ebenfalls das linke Bein kürzer. Zudem fiel mir auf, dass L3 und L4 mir breiter erschienen als die restlichen Lendenwirbelkörper. Die Schultern hängen leicht nach vorne und er hat Schatten unter den Augen. Das Körpergewebe fühlt sich für mich schwammig an. Bereich des Solar plexus leicht zurückgenommen. Die Atmung geht flach und oberflächlich. Es ist deutlich eine Kule rechts und links der Wirbelsäule sichtbar. Der Klient braucht Kontrolle, hilft häufig bei Bewegungen und Rotationen mit und hat häufig die Augen während der Behandlung geöffnet.

    Ich habe dann den Ort der Beschwerden zu meinem Fokus gemacht und dort lokal mit inneren Techniken gearbeitet, am Rücken/Beine mit dem Wasserelement (Meridian), sowie Strukturelle Techniken wie Korrektur des Hohen Beckens und Arbeit mit dem Kyo Bein (Techniken aus Level 9). Um den Trochanter major hatte es viele interessante Kyo Stellen. Am Rande des Sacrums hatte es für mich auch interessante Stellen mit Verbindung zum Fuss (Stelle zwischen Aussenknöchel und Achillessehne) und medialer Scapularand. Zum Schluss der Behandlung noch Haraarbeit zur Integration.
    Nach der Behandlung waren beide Beine gleich lang und beide SIAS auf gleicher Höhe.
    Der Klient ging zufrieden nach Hause.

    Am nächsten Tag rief mich der Klient an, dass er starke Schmerzen auf der Gegenseite (also rechts) habe.
    Ich machte dann einen Hausbesuch – die Haradiagnose war unverändert. Ich wiederholte die Tests und tatsächlich zeigte sich mir das gegenteilige Bild. Der rechte SIAS war superior und das rechte Bein kürzer. Ich kontrollierte auch die SIPS – rechts superior.
    Ich machte dieses Mal eine sacrotuberale Korrektur mit Fokus auf den unteren Erwärmer und arbeitete wie auch schon tags zuvor lokal mit dem Ort der Beschwerden. Diesmal zog es mich eher Richtung Kopf und Nacken, da dieser Bereich sehr angespannt war. Ebenso war das Gesäss sehr angespannt. Nach der Behandlung waren die Beine gleich lang und die SIPS auf gleicher Höhe.

    Der Klient war nicht das erste Mal bei mir im Shiatsu und es geht ihm üblicherweise danach subjektiv besser. Dieses Mal jedoch nicht.
    Ich stelle mir nun die Frage, ob ich etwas falsch gemacht habe oder was ich noch tun könnte. Da die Schmerzen schon länger bestehen, habe ich ihm empfohlen diese auch mal schulmedizinisch abklären zu lassen. Was mir auch auffällt, dass die Rückenschmerzen in der Krankschreibungsphase besser waren und nach 2 Tagen arbeiten wieder verstärkt auftraten. Ich habe dies offen angesprochen. Er selber sieht hier keinen Zusammenhang. Er sagt, dass er 2 gute Tage im Geschäft hatte und alle froh waren, dass er wieder da ist. Dies hätte ihm gutgetan. Vielleicht ist hier noch anzumerken, dass er diese Arbeitsstelle auf Ende Januar gekündigt hat und am Anfang Februar eine neue Arbeitsstelle anfängt. Der Klient ist verheiratet und ist Vater von 3 kleinen Kindern.

    Ich wäre dankbar um eine Beurteilung der Situation deinerseits, da ich etwas verunsichert bin und ich mir die Frage stelle, ob ich einen Fehler gemacht habe.
    Der Klient ist übrigens interessiert daran eine Fallstudie mit mir zu machen, obwohl er 1 1/2 h Fahrzeit zu mir hat.

    Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart!

    Herzlich, Caroline

    #13498

    Liebe Caroline,

    Es kann natürlich sein, dass du Fehler gemacht hast; das kann ich nicht beurteilen. Deine Vorgehensweise aber macht für mich Sinn, und die entstandenen Beschwerden auf der anderen Körperseite sind eher nicht Ausdruck eines Fehlers. Es kommt nicht selten vor, dass nach einer guten Behandlung Beschwerden an anderer Stelle des Körpers auftauchen, wo vorher keine Beschwerden waren.

    Du kannst das so verstehen, dass der Körper immer in einem Gleichgewicht ist. Bestehen Beschwerden, so sind die Beschwerdemuster ebenfalls Teil dieses Gleichgewichts. Wenn sich die Muster nun auf Grund deiner effektiven Arbeit verändern, dann wird auch das alte Gleichgewicht gestört und muss sich neu finden. Dabei kommen nicht selten schon vorher bestehende Blockademuster ‚an die Oberfläche‘, d.h. werden spürbar und verursachen Probleme. Auch können solche Folgemuster durch deine Arbeit und dem Suchen nach einem neuen Gleichgewicht neu entstehen.

    Grundsätzlich gilt, dass solche in der Folge deiner ersten Behandlung entstandenen Muster sich häufig bald auflösen. Mehrheitlich reagieren sie auch gut auf manuelle Intervention; dein Hausbesuch machte also Sinn. Allerdings sollten man dafür das normale (Hausbesuch-)Honorar verlangen und nicht (aus einem evtl. aufgekommenen schlechten Gewissen) kostenlos oder deutlich verbilligt arbeiten, denn die Beschwerden sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht durch einen Fehler deinerseits entstanden, sondern sind Ausdruck des durch deine gute Arbeit ausgelösten Prozesses. Mit der Folgebehandlung führst du diesen Prozess fort.

    Eine Frage habe ich noch: hatte dein Klient nach der Folgebehandlung wieder oder immer noch das Gefühl, schief zu sein? Wie erging es ihm, in den Tagen danach (falls du diese Infos überhaupt von ihm erhalten hast)?

    Herzliche Grüße und mach weiter, du bist auf einem guten Weg,

    Wilfried

    #13963
    SHIATSU DO
    Teilnehmer

    Liebe Caro,
    ich bin ein großer Fan von Befundung und Behandlung energetischer Muster.
    Wenn sich nach der Behandlung die Beschwerden verschieben oder verändern, kann das auch ein Zeichen dafür sein, dass ein grundlegendes Thema des Musters nicht, oder nicht auf die passende Art behandelt wurde. So hat die Behandlung sehr wohl die Ebene des Symptoms angesprochen, aber nicht den Auslöser des Musters. So sucht er sich ein anderes Spielfeld, wie die andere Körperseite, oder er entwickelt einfach ein neues Symptom.
    Vielleicht ist es also hilfreich den Behandlungsplan noch einmal zu überdenken und die Chronologie der Symptome einzubeziehen. Über den zeitlichen Ablauf bei dem Klienten, kannst Du die Entwicklung und die Vernetzung der Funktionskreise besser beurteilen.
    Was Du beschreibst könnte auch ein Mangel an nachgeburtlichen Ki sein. Flache Atmung liefert wenig Ki aus der Luft für die Lunge und die Milz scheint auch ni cht gerade sehr gut zu arbeiten. Beide Faktoren schwächen das Nieren-Ki, da es viel Vorgeburtliches Ki liefern muss. Wenn ich davon ausgehende, wird klar, dass eine ableitende Behandlung die Schwäche in der Körpermitte eher verstärkt und damit die Lendenwirbelsäule zu sehr beansprucht. Nährende Techniken der Mitte zum Abschluss der Behandlung könnten das verhindern.
    Wenn Deine Behandlung die wesentlichen Punkte des Ki-Musters berührt bin ich überzeugt, dass Dein Klient sich einer Veränderung öffnet. Und damit wären auch die Symptome über kurz oder lang Geschichte.
    Viel Ki wünscht Dir Dieter

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