Liebe BiSu,
Shiatsu ist immer eine Arbeit mit einem Menschen in der jetzigen Situation, nie mit seiner Vergangenheit (auch wenn es einen Shiatsu-Lehrer gibt, der so etwas propagiert). Das Wissen um die Vergangenheit ist zwar durchaus eine wesentliche Hilfe, die aktuelle Situation besser zu verstehen. In der konkreten Behandlung hat die “Momentaufnahme” allerdings absolute Priorität.
Wenn im Shiatsu davon gesprochen wird, dem Menschen so zu begegnen, als würde man ihn zum ersten Mal sehen, bezieht sich das aus meiner Sicht auf die Offenheit, die bei einer ersten Begegnung idealerweise besteht. Diese Offenheit und Unvoreingenommenheit ist notwendig, um den Menschen wirklich zu sehen, und ihn nicht mit den Augen dessen zu sehen, der glaubt, ihn schon zu kennen. Solche Augen sehen vieles nicht.
Mit der Praxis lernst du, alles wertvolle Wissen über den Menschen, welches du schon hast, in der jeweiligen Begegnung in den Hintergrund treten zu lassen, um offen für den Menschen ‘jetzt’ zu sein. Du musst das Wissen, welches du bereits über diesen Menschen hast, nicht vergessen, es darf einfach in den Hintergrund rücken, während der aktuelle Eindruck im Vordergrund steht. Das wird möglich, indem du ‘weit’ wirst.
Rückenbefundung und langfristige ‘Zeichen im Gesicht’ geben übrigens immer auch eine aktuelle Situation wieder, sonst wären sie ja jetzt nicht im Körper zu sehen bzw. zu spüren.
herzliche Grüße, Wilfried