lupus hematodes

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    Tanja Blahak
    Teilnehmer

    hallo,
    hat jemand erfahrung in der behandlung mit menschen mit lupus hematodes.

    meine klientin leidet unter sehr straken gelenkschmerzen und einer mitlerweile schon sehr vortgeschrittener bewegungseinschränkung im ganzen körper. die organe sind (noch) nicht betroffen, die nierenwerte stabil.

    nach einer behandlungsserie von 10 behandlungen haben ihr die berührungen jeweils sehr gut getan, war jedoch nicht länger anhaltend als ein paar stunden.

    wo setzt ich ferner der behandlung an, in der arbeit mit \“kranken\“ menschen; gesprächen, ratschlägen der lebensweise und ernährung?

    es fühlt sich sehr gespalten an, einerseits als \“gesunder\“ und froher mensch meinem gegenüber über das leben zu erzählen, wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es sich lebt in einer solchen situation. andernseits so nichtwissend um was es geht in einem erkrankten körper. in einem körper der aus zellen besteht die den eigenen zellkern angreifen. wie es die autoimmunkrankheiten alle versinnbildlichen, dass das eigen gegen einem schafft, destruktiv und zerstörerisch.

    ich bin von den begegnungen und unseren gemeinsamen bewegungen mit diesem menschen berührt und teilweise machen sie mich betroffen. es fühlt sich während der behandlung jeweils sehr stimmig und schön an, interessant und unheimlich spannend mich in disem körper zu bewegen, danach jedoch steh ich wie vor einem berg und hab das gefühl nicht am richtigen ort zu sein. die worte sind so schnell sinnlos und entziehen mir die kraft, die ich aufbringe, wenn ich mit den händen berühre.

    was gibt es für übungen für mich, um an einer solchen hürde der herausforderung nicht umzudrehen, sondern weiterzugehen?

    danke für eure aufmerksamkeit.

    lieber gruss
    tanja

    Beitrag geändert von: tanja blahak, am: 2011/09/18 17:02

    #4347

    Liebe Tanja,

    ich habe keine Shiatsu-Erfahrungen mit Menschen die an [i:2fsh2nnb]Lupus Erythematodes[/i:2fsh2nnb] leiden. Ich kann aber folgendes sagen: Shiatsu ist keine im Sinne der Schulmedizin kurative Methode solcher Erkrankungen. Trotzdem können Shiatsu-Behandlungen bei vielen Autoimmunkrankheiten eine mitunter deutliche Verringerung der Symptomatik bewirken. Vielfach halten die positiven Wirkungen solcher Behandlungen jedoch wie du es auch beschreibst nicht lange an. Als Shiatsu-Therapeuten sollten wir also Begleitung und Unterstützung zusagen, nicht jedoch einen Weg versprechen, die Krankheit loszuwerden oder dass keine Krankheits-Krisen mehr auftreten werden (wie das bei Autoimmunerkrankungen häufig geschieht). Ich gehe davon aus, dass du in diesem Sinne mit deinem Klienten gesprochen hast.

    In der Arbeit mit Menschen, die an anderen Autoimmunkrankheiten leiden (u.a. Multiple Sklerose und Sjörgen-Syndrom) habe ich selber jedoch auch die Erfahrung machen können, dass Shiatsu-Behandlungen eine tiefe persönliche Krise und Bewegung im Inneren des Menschen auslösen können, in deren Folge die Schwere der Erkrankung teilweise deutlich zurück ging. So etwas ist also im Einzelfall durchaus möglich; wir können es aber nicht versprechen.

    Neben unserer hands-on Shiatsu-Arbeit spielt das begleitende Gespräch und die Beratung eine wichtige Rolle. Das Gespräch ermöglicht es dem Klienten beispielsweise, über seine Erfahrungen mit der Krankheit aber auch darüber hinaus zu berichten; das kann eine sehr wichtige Entlastung bedeuten. Beratung kann sich z.B. darauf beziehen, wie ein Mensch mit der Krankheit umgeht, wie er sie versteht und „sieht“, wie die Lebensfreude bewahrt oder wieder gefunden werden kann, aber auch Beratung zur Bewältigung des Alltags und Ernährungsbratung.

    Schätze deine eigene Lebenserfahrung und Fähigkeit zu beraten nicht gering ein. Wertschätze aber auch die Lebenserfahrung deines Gegenüber, versuche nicht, ihn/sie von deinen Ansichten zu überzeugen, sondern unterstütze deine Klientin dabei, eigene für sie richtige Wege zu finden. Solche Gespräche erfordern Offenheit, Geduld und Mitgefühl, aber auch Klarheit – und Humor!! Es mindert das Leid drastisch, wenn kranke Menschen über sich selber lachen können. Der Humor des Therapeuten kann sie darin unterstützen, diese Fähigkeit wieder zu nutzen.

    Was die wichtige Frage nach dem Umgang mit und nach dem Ertragens des u.U. immensen Leids anderer Menschen angeht, so gibt es für mich in der Shiatsu-Arbeit zwei wichtige Prinzipien: erstens „nicht kneifen“ und zweitens „bei mir bleiben“ bzw. „in mir sein“.

    Mit „nicht kneifen“ meine ich, dass ich mich dem Leid des anderen Menschen aussetze. Ich weiß, dass solches Leid zum Lebens dazu gehören kann und dass es auch mich eines Tages betreffen kann. Wäre ich an seiner Stelle, wie würde ich dann damit umgehen können, welche Ressourcen und Lebensfreude habe ich selber? Ich signalisiere dem erkrankten Menschen, dass ich ihn und seine Erkrankung ertragen kann, dass ich ihn als ganzen Menschen durch die Erkrankung hindurch sehen kann. Nicht selten hat z.B. die Umwelt ein größeres Problem, mit der Erkrankung umzugehen als der betroffene Mensch selber.

    „Nicht zu Kneifen“, sein Herz dem Leid anderer Menschen zu öffnen, ist ein Training. Der Wille zur Offenheit ist wichtig, jedoch kann man nicht per Beschluss das eigene Herz öffnen. Man kann es aber lernen. Ebenso kann man lernen, sinnvoll mit dem umzugehen, was dabei in mir selber geschieht.

    Mindestens ebenso wichtig ist das zweite Prinzip des „In mir Seins“. Es bedeutet, dass ich mich dem Leid des anderen öffne, mich jedoch nicht damit identifiziere. Wenn es gelingt, kann ich mich selber in meinem Körper spüren; ich kann die Schönheit meines Lebens und des Lebens an sich sehen. Auch angesichts des großen Leids eines anderen Menschen darf es mir selber gut gehen! Ich darf genießen, was mir in meinem Leben Spaß macht. Je mehr ich in meiner Lebensfreude bin, umso besser und klarer kann ich den anderen sehen und unterstützen. Kein kranker Mensch erwartet, dass es seiner Behandlerin auch schlecht geht, im Gegenteil! Trotzdem kann auch mich das Leid des anderen erreichen, so dass ich mich beispielsweise so fühle wie du es beschreibst. Dann ist es da Beste, in seiner Mitte zu bleiben und zuzulassen; nicht abzuwehren sondern quasi als Beobachter solche Gefühle vorüber ziehen zu lassen.

    Du fragst nach Übungen. Für mich selber ist die Meditation in diesem Zusammenhang sehr wichtig geworden. Regelmäßiges Meditieren zu einem festen Zeitpunkt im Tagesablauf stellt ein Training darin dar, bei sich zu sein und auch in Belastungssituationen zu bleiben. Das kann auch einfach ein Zeitpunkt im Laufe des Tages sein, an dem du eine halbe Stunde nur für dich hast, und den du für nichts anderes verwendest. Für mich selber ist morgens die beste Zeit, wenn Aktivitäten und Hektik des Tages noch nicht richtig begonnen haben. Vielleicht geht es für dich mit deinen Verpflichtungen aber zu einem anderen Zeitpunkt im Tagesablauf besser. In der Meditation kannst du untersuchen, was es eigentlich ist, dass es dir so schwer macht, das Leid deiner Klientin zu ertragen. Es lohnt sich, das genau anzuschauen; es ist nicht ausgeschlossen, dass du dabei zu anderen Ergebnissen kommst, als du im Augenblick denkst.

    Sehr hilfreich sind auch regelmäßige Körperübungen wie z.B. Yoga, ebenso Feldenkrais, Qi Gong, Tai Qi u.ä., von denen du weißt, wie wichtig sie generell für Körperarbeiter sind. Alle diese Dinge funktionieren eigentlich nur, wenn man sie regelmäßig macht.

    Jetzt bleibt mir nur noch, dir viel Freude in deinem Shiatsu auch mit dieser Klientin zu wünschen. Ich würde mich freuen, wenn du hier im Forum mal berichten würdest, wie es weiter gegangen ist.

    Herzliche Grüße,

    Wilfried

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