Long Covid

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  • Dieses Thema hat 4 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 10 Monaten von Chiara.
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  • #19701
    Chiara
    Teilnehmer

    Liebes Forum

    Gibt es Erfahrungen zur Arbeit mit Shiatsu mit Long-Covid-Symptomen?

    Ich weiss, man arbeitet immer mit dem konkreten Menschen in der konkreten Situation mit seinen entsprechenden energetischen Mustern, dennoch würden so ein paar Hintergrundsinformationen zu diesem Thema nicht schaden.

    Den Klienten kenne ich noch nicht.
    Liebe Grüsse
    Chiara

    #19702

    Liebe Chiara,

    vielen Dank für deine Frage – die, wie ich vermute, in vielen Praxen auftaucht.

    Was mir bei den Menschen, mit denen ich arbeite häufig auffällt, ist das Auftreten von vergangenen Beschwerden – manchmal in verstärkter Form. Seien es Magen-Themen, Beschwerden mit der Lunge, Müdigkeit, Depressionen….
    Long-Covid hat da viele Gesichter – und toxikologisch aktiviert dieser Virus auch vorher durchgemachte Viruserkrankungen.

    Viele meiner Klienten kommen gar nicht mit der Frage nach Begleitung bei der Long-Covid-Symptomatik. Dies ergibt sich aus der Anamnese erst, dass es häufig früher durchgemachte Muster sind, mit denen der Körper oder auch die Psyche jetzt reagiert und in diesen länger stagniert.

    Das Thema Zeit ist hier häufig ein Faktor, den ich mit den Klienten gut erarbeite. Sie brauchen mehr Zeit zur Regeneration und Umsetzung von Informationen – und dies setze ich auch in den Berührungen ein. So kann der einzelne Kontakt sehr lang sein, um an eine Ebene zu gelangen, in der ich das Gefühl habe, hier bewegt sich was – hier sind wir an etwas dran, was neugierig wird und sich anfängt zu bewegen. Und diese Zeit gebe ich.

    Nicht selten arbeite ich mit Bewegung vor allem am Brustkorb. Manchmal sehr deutlich, manchmal wirklich wie wach-rüttelnd.

    Ich schaue mir an, wieviel Raum das Thema Angst bei diesem Menschen einnimmt. Die vielen Informationen, die es zu Covid gibt, legen aus meiner Erfahrung bei manchen Menschen eine Basis dafür, wie es ihnen mit diesem Virus gehen wird. Unbewusst – aber energetisch häufig spürbar. Hier mit ihnen zu erarbeiten, wo sie sich sicher fühlen – in welchen Bereichen sie ihre Kraft spüren, sodass es ok ist, wenn die Kraft an manchen Stellen/in manchen Bereichen noch nicht wieder da ist.
    Und Wasser als Ressource für Ruhe, Stabilität zu berühren ist fast immer dabei.
    Gern auch mit einem Aspekt von spielen….Leichtigkeit kann schwer erinnerlich sein, und ich biete es einfach an.

    Kleine Schritte gehen – und den Wert dieser vermitteln.

    Ich rate auch dazu sich mit weiteren Mitteln unterstützen zu lassen. So sind Bewegung, Vitamine usw sehr wichtig. Die Menschen sind in den Zustand wie Hochleistungssportler. Sie verbrauchen Unmengen an Mineralien, Vitaminen usw. Da sie sich häufig wenig bewegen ziehen die wenigsten diese Verbindung. Aber hier Unterstützung zu suchen von Seiten, die sich damit auskennen, ist häufig sehr hilfreich.
    Ich hoffe da war was Informatives bei – und wünsche dir gelingende Begegnungen!

    Herzliche Grüße aus Hamburg!

    #19703
    Chiara
    Teilnehmer

    Liebe Birte

    Herzlichen Dank für deine sehr ausführliche und von persönlichen Erfahrungen abgeleitete Antwort.

    Sie hat mir als Rückenstütze für den ersten Kontakt sehr geholfen. Ich habe mir beim ersten Mal vor allem die traumatischen Erzählungen auf der Intensivstation im Zusammenhang mit Corona angehört und nachgefragt. Bin sicher, dass noch vieles auftauchen wird an anderen Erkrankungen. Die Person war schwer übergewichtig und wenig mit dem Körper verbunden, so dass ich eine ganz einfache ruhige Behandlung nach deinem Rat gemacht habe. Das Vertrauen, dass Shiatsu helfen wird ist gross und die Arbeit hat jetzt erst begonnen und es wird sich zeigen, wie es weitergeht.

    Es war mir wirklich eine grosse Hilfe. Ich find das Forum so ein tolles Gefäss und benütze es seit 15 Jahren!
    Liebe Grüsse vom Jurahang
    Chiara

    #19705
    MikeMandl
    Teilnehmer

    Liebe Chiara,

    Wollte schon wesentlich zeitiger antworten, aber es hat gut zehn Tage gedauert, bis mich das Forum frei geschalten hat… Aber weil die Antwort schon geschrieben war, folgt sie hier doch noch, auch wenn Du bereits einen guten Zugang gefunden hast…

    Ich möchte hier meinen Erfahrungsstandpunkt teilen, der auf einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik beruht.

    Ich kenne nicht viele Shiatsu-Stile, die das notwendige Handwerkszeug besitzen, um sich konkret mit Long CoVid auseinanderzusetzen. Von daher würde ich den Zugang trennen. Auf der einen Seite geht es um die Stärkung der Resilienz der betroffenen Person. Auf der anderen Seite um die Behandlung von bestimmten Symptom-Clustern. Die Stärkung der Resilienz ist ein wichtiger Faktor und sollte so oder so Teil der Behandlungsstrategie sein. Zudem kommt, dass jede Shiatsu-Behandlung auf Elementen aufbaut, die an sich eine fördernde Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden haben, wie zum Beispiel die spezielle Form der Berührung oder das hohe Maß an empathischer Zuwendung. Diese Elemente führen meist zu einer positiven Immunmodulation, zu einer Harmonisierung des Zentralnervensystems und zu einer höheren Form von psychischer und emotionaler Stabilität. Das alles sind Komponenten, die bei jeder Form von chronischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen und die in jedem Shiatsu-Stil zu finden sind.

    Aus Sicht der TCM stehen bei Long CoVid jedoch drei Kernpathologien im Mittelpunkt: Tan (zäher Schleim), Bluthitze und Kälte. Das sind Muster, die nicht leicht zu knacken sind. Ein manueller Zugang alleine ist hier so oder so nicht ausreichend. Tan führt zu einer Obstruktion der Luo-Gefäße und damit in Verbindung stehen Symptome können allgemeine Müdigkeit, verminderte Atemkapazität, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Muskel- oder Gelenksschmerzen, aber auch Problemstellungen des ZNS sein. Das ZNS wird wiederum in der TCM durch die Nieren gesteuert und hier kann sich durch CoVid vor allem eine tiefe Form von Kälte manifestiert haben. Viele Personen, die CoVid durchlaufen sind, berichten von einem außergewöhnlichen Kältezustand während der Erkrankung und diese Kälte habe ich bei den meisten Klient:innen im Nieren-Meridian entdecken können. Und dann gibt es noch die Bluthitze-Thematik, die sich laut TCM in vielen entzündlichen Prozessen zeigen kann, von Gürtelrose bis zu Myocarditis. Welche Symptomatik dann überwiegt, hängt wiederum von der konstitutionellen Voraussetzung und von dem allgemeinen Lebensstil ab.

    All diese Muster befinden sich sehr tief im System und das Mittel der Wahl sind diesbezüglich Kräuter – verschrieben von einer Person, die profundes Wissen in der TCM besitzen sollte. Eine allgemeine Meridianbehandlung ist im Regelfall zu wenig und sollte diese doch Erfolg zeigen, dann bedeutet dies meist, dass die Long CoVid Symptomatik nicht so ausgeprägt war. Shiatsu kann mit den entsprechenden Techniken und der entsprechenden Expertise vor allem die Luo-Gefäße adressieren, um sie wieder durchlässiger zu machen, auch Kälte in einem Meridianverlauf kann an sich behandelt werden. Meine Empfehlung und Erfahrung ist jedoch: Eine wohlwollende Dreifaltigkeit bestehend aus medizinischer Betreuung, gezielten Kräutereinsatz und Shiatsu. In dieser Kombination können definitiv Fortschritte gemacht werden, wenn auch Geduld eine Tugend ist, die von allen beteiligten Parteien kultiviert werden sollte 😉

    Ich hoffe, das hilft ein bisschen weiter…

    Vielen herzlichen Dank,
    Mike Mandl

    #19708
    Chiara
    Teilnehmer

    Lieber Mike

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
    Wenn ich ehrlich bin, fühl ich mich damit ein wenig überfordert, das heisst, wenn ich an diese komplexen theoretischen TCM Eklärungen, während der Behandlung denke, fühle ich mich etwas entmutigt, überhaupt mit der Behandlung zu beginnen. Ich weiss, dass steht im Widerspruch dazu, dass ich nach Hintergrunderfahrungen gefragt habe.-
    Ich taste mich in den Behandlungen ganz langsam durch einen Nebel. Letztes Mal habe ich erfahren, dass die Kippe zwischen Leben und Tod auf der die Person gestanden hat auf der Intensivstation, gar nicht so eindeutig zum Überlebenswunsch gestanden haben, das war der erste und bisher einzige sehr wahrhaftige Eindruck, den ich von diesem Menschen erfahren habe. Sehen, wie es weitergeht.

    Ich danke dir trotzdem, gell.
    Liebe Grüsse
    Chiara

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