COPD

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  • #19631
    Bettina
    Teilnehmer

    Liebe Forums-Mitglieder,

    seit kurzem kommt eine Klientin mit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) zu mir ins Shiatsu. Sie hat seit 20 Jahren die Diagnose, braucht daheim Sauerstoffkonzentrat, bei normalem Gehtempo bekommt sie z.T. bereits eine angestrengte Atmung. Sie bewegt sich viel (Qigong).
    Ich fühle mich etwas unsicher wie ich mit ihr arbeiten kann, hat jemand von Euch Erfahrung damit? Gibt es etwas zu beachten?
    In der ersten Behandlung ist mir v.a. ihr oberer Brustkorb als angespannt und starr aufgefallen, und auch bei Rippen und Zwerchfell gibt es wenig Bewegung. In der Berührung des Brustkorbs war ich unsicher weil ich den Eindruck hatte da ist schon viel Spannung und Enge, wenn ich hier tiefer einsinke wird es für die Atmung noch „enger“… aber es könnte natürlich auch gerade befreiend sein, ich werde das nächste Mal noch mehr Feedback einholen wie es sich für sie anfühlt. Bauch und Nacken waren dankbar für Berührung.

    Vielen Dank und herzliche Grüsse,
    Bettina

    #19641

    Liebe Bettina,

    Da dir bisher niemand anderes geantwortet hat, will ich das jetzt tun.

    Du kannst sehr gut mit einem Menschen mit einer COPD arbeiten. Du musst dabei auf nichts besonderes achten, es besteht voraussichtlich kein besonderes Risiko. Es ist aber wie immer sinnvoll, dass du ihr anbietest dir sofort mitzuteilen, wenn etwas in deiner Shiatsu-Behandlung für sie sehr unangenehm wird.

    Weißt du etwas davon, auf welcher anderen Erkrankung oder Lebensumstände sich die COPD bei dieser Klientin entwickelt hat? Vielleicht hat sie dir davon berichtet, dass sie unter einer Allergie oder Asthma leidet, unter häufigen immer wieder kehrenden Entzündungen der Atemwege hat oder anderes? Wenn du das weiß, dann berichte gerne hier davon.

    Schön, dass dir die Starre und Anspannung im Brustkorb aufgefallen ist. Es ist sehr sinnvoll, u.a. auch direkt damit zu arbeiten, wo immer du dieser Starre konkret begegnest. Die Spannung kann zum einen eine der Ursachen für ihre Atemprobleme sein, es kann aber auch eine Folge sein wie auch Ausdruck ihrer Angst, dass es immer schlimmer werden könnte. Oder alles zusammen.

    Du hast Recht, gerade das tiefer in Kontakt Gehen mit ihrer Anspannung kann sich sehr befreiend auswirken. Hab darum keine Scheu davor; sie wird dir sagen, sollte es zu viel werden. Wende die Prinzipien des Lokalen Shiatsu an, wenn du auf eine besonders auffällige Stelle stößt und schau zu, wie sie sich öffnet und löst. Schau nach auch weiter entfernten Resonanzbereichen, die mitunter sehr wirksam auf eine solche lokale Stelle wirken können. Je weiter entfernt, umso stärker kann die Wirkung sein.

    Gut, dass sie regelmäßig Qi Gong praktiziert. Ermutige sie dazu, sich nach Möglichkeit viel zu bewegen (bis zu ihrer aktuellen Grenze) und vor allem den Brustkorb, die Schultern, das Zwerchfell uhd auch den Bauch freundlich zu stimulieren. Sicherlich könnt ihr gemeinsam kleine Übungen finden wie z.B. Klopfen mit den Fingern, entspannten Fäusten oder den Handflächen. Auch Gehen und ihre Beine zu benutzen ist wichtig – immer bis an ihre Grenze, nicht darüber hinaus.

    Berichte uns gerne hier in einigen Wochen, wie es weiter genangen ist.

    Liebe Grüße und hab einen schönen Jahreswechsel, alles Gute für 2022!
    Wilfried

    #19646
    Bettina
    Teilnehmer

    Lieber Wilfried,

    Danke für Deine Antwort und deine Anregungen!
    Leider konnte ich sie noch nicht fragen wie sich das COPD bei ihr entwickelt hat. Seit Dezember ist sie nicht mehr ins Shiatsu gekommen wegen der steigenden COVID-Zahlen. Sie ist da verständlicherweise sehr vorsichtig, da schon eine gewöhnliche Erkältung sich erfahrungsgemäss rasch zu einer Lungenentzündung ausweiten kann.
    Wenn sie wieder ins Shiatsu kommt werde ich erzählen wie es sich weiterentwickelt.

    Herzliche Grüsse und Dir (etwas spät 🙂 auch Alles Gute für 2022!
    Bettina

    #19647

    Liebe Bettina,

    Schön, dass du dich wieder gemeldet hast. Ja bitte, halte uns auf dem Laufenden, das ist immer sehr interessant.

    herzliche Grüße, Wilfried

    #19649

    Liebe Bettina,
    lieber Wilfried, da ich lange in einer Lungenfacharztpraxis gearbeitet habe, und dort sowie in der Shiatsu-Praxis Menschen mit COPD erleben durfte, schreibe ich hier auch nochmal meine Eindrücke dazu:
    Es ist teilweise verblüffend wie unterschiedlich sich die Einschränkungen der Atemwege zeigen – COPD und Asthma scheinbar ähnlich, da Luft holen und haben ein Problem ist. Aber vom Typus her sind PatientInnen in der Praxis sehr verschieden. COPD-Klienten und Patienten haben häufig weniger gut ein Gefühl für ihre Grenzen, und gehen sehr vorsichtig vor – gehen schneller in einer Art Resignation ob ihrer Einschränkungen und sind eher an Lösungen von außen interessiert. Das scheint bei deiner Klientin weniger der Fall zu sein, da sie aktiv ist mit QiGong und Shiatsu. Schon mal ein großer Erfolg! Dennoch vermute ich dass es sie unterstützen kann in der Behandlung mit dir noch bewusster ihr Erleben, ihre Reaktion und ihre Grenzen dessen was ihr gut tut bewusst werden zu lassen, um mehr und mehr dafür einstehen zu können.
    Neben der Arbeit am Brustkorb haben die KlientInnen viel von den intensiven Berührungen an den Handgelenken und Händen mitnehmen können. Wenn die Klientin sich mit dir darauf einlassen kann in der Behandlung zu schauen, welche Berührungen, welche Tiefe und Bereiche sich gut und lösend anfühlen, kann sie dies Stück für Stück in Morgenroutinen oder allgemein in ihrem Tagesablauf selber mit einbauen. Die Arbeit dort löst über die Arme, den Schultergürtel sowohl die Atmung, ein Gefühl von HANDlungsfähigkeit kann präsenter werden. Dies kann sie selber im sitzen tun – da sie viel Zeit im sitzen verbringen wird gibt es ihr hier das Gefühl zusätzlich für sich aktiv sein zu können.
    Der Kontakt zum Boden / zu den Füßen kann ebenfalls sehr lösend auf Zwerchfell und Brustkorb sein (wie Wilfried schrieb – manchmal sind die Bereiche die weiter entfernt sind jene die besonders wirkungsvoll sind).

    Bewegung allgemein ist ein Problem, und ja, kostet Sauerstoff. Dennoch ist die Mobilisierung der Gelenke, der einzelnen Rippen zueinander sehr wertvoll, und können sie unterstützen wieder tiefer ins Atmen zu kommen. Die Atemhilfsmuskulatur braucht enorm viel Unterstützung wenn die COPD bereits so fortgeschritten ist. Vielleicht kennt sie bereits Übungen – was viele Kassen den Patienten anbieten mit diesen Krankheitsbildern (in D). Ich habe gute Erfahrungen damit die Klientin diese Übungen machen zu lassen und dann mit Shiatsu dazu zu kommen, um die mögliche Öffnung und Erleichterung noch deutlicher spürbar werden zu lassen.
    Ich hoffe dies gibt ein paar zusätzliche Ideen und bin gespannt was du berichtest!
    Liebe Grüße aus Hamburg, Birte

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