Blackouts bei Prüfungen

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  • #12814
    rtrachsler
    Teilnehmer

    Liebes Forum

    eine Klientin von mir steht vor der Anwaltsprüfung. Ihre Erfahrungen während dem Studium hemmen und stressen sie. Sie hat Angst davor, dass es ihr ähnlich geht wie damals.

    Sie hat wiederholt die Erfahrung gemacht, dass es während der Prüfung Aufgaben gab, bei welchen sie das „Offensichtliche“ nicht erkannte, die Verknüpfung zur Lösung nicht herstellen konnte. Manchmal bemerkte sie es während der Prüfung und manchmal erst nachher. Das Fachwissen hätte sie sich erarbeitet und sie versteht die Materie „eigentlich“.
    In Prüfungssituationen, wenn sie z.B. unter Zeitdruck ist oder etwas nicht auf Anhieb beantworten kann, dann setzt sie sich unter Druck und ihre Gedanken geraten durcheinender. Die Klarheit fehlt. Es kommt vor, dass sie weiss, wo in ihren Unterlagen ein Teil der Antwort steht, aber sie kann es nicht abrufen. Auch diese Situation ist ein Stress und sie versucht die Info krampfhaft zu holen.

    Körperlich hat sie in der Prüfungszeit folgende Beschwerden gehabt: Blähungen, plötzliche Übelkeit, Bauchkrämpfe. Diese zeigen sich nach dem Essen oder irgendwann.
    Im Shiatsu selber ist immer wieder Thema, dass sie am Rücken auf der rechten Seite empfindlich reagiert. Flächige Berührungen und sehr langsame Einsinken beruhigen ihr System und allmählich öffnet sie sich und lässt Berührung zu.
    Sie kann sich sehr gut entspannen/abschalten und geniesst auch in ihrer Freizeit gemütliche Stunden (kochen, essen, mit Freunden zusammensein, einfach sein).

    Im Moment lernt sie (seit März ca. 4 Tage pro Woche). Die „Angst“ blockiert das Lernen nicht. Im Hinblick auf die Prüfung hat sie sich letztes Wochenende in die Prüfungssituation hineinversetzt. Sie kam sich verloren vor, denn sie konnte sich nicht dazu motivieren positiv zu denken. Sie sagt von sich, dass sie eher ein rational/realistisch/sachlich denkender Mensch ist. Sie könnte sich nicht „einreden“, dass es dieses Mal anders sein wird. Auch Mental-Training funktioniert da irgendwie nicht so bzw. sie kann sich nicht dazu überwinden…

    Welche Unterstützung kann ich ihr in dieser Situation im Gespräch und im Shiatsu geben?

    Herzliche Dank für Eure Inputs.

    Sonnige und abendliche Grüsse
    Regula

    #12949
    Meike Kockrick
    Mitglied

    Liebe Regula
    Deine Beschreibung der Symptome lässt mich eine Leber- Ki- Stagnation vermuten, die sich durch die Blähungen, Bauchkrämpfe und die Empfindlichkeit der rechten Seite ausdrückt. Die plötzliche Übelkeit könnte eine vegetative Stressreaktion sein. Dies sind die offensichtlichen Zeichen mit denen du im Shiatsu arbeiten könntest. Gleichzeitig würde ich fragen, wo sich das Kyo befindet.
    Da du beschreibst, dass flächige Berührungen sie zur Ruhe kommen lassen, könnte das Kyo in der Feuer- Energie zu finden sein. Die Dünndarm- Energie ist ein klassischer „Schock- und Trauma- Meridian“. Die Aufgabe der Dünndarm- Energie besteht unter anderem darin, die Herz- Energie vor einer Überflutung in Krisenzeiten zu schützen. Unverarbeitete Erlebnisse können sich noch Jahrzehnte später in der Dünndarm- Energie zeigen.
    Einen individuelleren Zugang könntest du finden, wenn du Erfahrung im Ganzkörperträumen hast:
    Du bittest die Klientin sich auf der Matte so vollständig wie möglich zu entspannen und nicht an die Prüfung zu denken. Dann nimmst du Kontakt an einem Ort auf, wo du gut in den Körper träumen kannst. Für mich eignen sich das Hara oder die Schädelbasis gut.
    Dann bittest du sie, sich langsam an die missglückte Prüfung zu erinnern. Vielleicht erst einmal wie alt sie damals war, wie es ihr damals insgesamt ging…… Du achtest darauf, ob du eine Kontraktion in ihrem System wahrnehmen kannst.
    Wenn es einen Ort der Kontraktion gibt, berührst du ihn mit deiner Aufmerksamkeit und findest eine entsprechende physische Berührung. Nun erforscht du mit der Klientin, was ihr hilft den Bereich der Kontraktion wieder zu öffnen. Dann lässt du sie wieder zu ihrer Erinnerung zurückkehren, ohne dass sich der Bereich wieder zusammen zieht. Was ist nun im Erleben der Klientin anders?
    Die Klientin erinnert sich ohne, dass ihr System sich zusammen zieht. Aufgrund der Funktionsweise des Nervensystems wird sie etwas anderes erleben.
    Wenn diese Vorgehensweise hilfreich war, könnt ihr langsam mit der Erinnerung voranschreiten. Wann immer du dabei Kontraktion in ihrem Organismus wahrnehmen kannst, berührst du dort mit deiner Aufmerksamkeit, unterstützt dies durch physische Berührung und lässt die Klientin ihre Veränderungen berichten. Wichtig ist, dass du mit kleinen Schritten zufrieden bist und die Klientin nicht überforderst.
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist deine entspannte innere Haltung. Ich kann mir vorstellen, dass die Klientin unter Druck steht und ev. auch Hilflosigkeit empfindet. In der Übertragung könntest du dich ebenfalls unter Druck und hilflos fühlen. Falls das so sein sollte, dann finde in dir Gelassenheit und Akzeptanz. Die Welt wird nicht untergehen, falls sie die Prüfung nicht schaffen sollte.
    Diese Haltung hat nichts mit mangelndem Mitgefühl zu tun, sondern mit der Bereitschaft ihr ein anderes Referenzfeld zur Verfügung zu stellen, falls sie dort andocken möchte. Gelassenheit öffnet den Raum für kreative Lösungen, während Stress und Angst uns nur einen Weg sehen lassen.

    Herzliche Grüße aus Hamburg.
    Meike

    #13078
    Gaby Falk
    Teilnehmer

    Liebe Regula,
    Meike hat Dir einen sehr schönen Weg beschrieben, wo Deine Klientin mit ihren gesunden Anteilen in Kontakt kommen kann. Ich möchte hierzu noch etwas ergänzen, das hilfreich sein könnte: Ängste spiegeln häufig Situationen aus der Kindheit, die wir damals nicht lösen konnten. Vielleicht erlebt Deine Klientin in Prüfungssituationen ein sich wiederholendes Muster, das ihr suggeriert „hier versage ich“. Wie alt fühlt sie sich tatsächlich bei der Prüfung? Möglicherweise erlebt sie sich als kleines Kind, das dieser Situation nicht gewachsen ist. Dann achtet gemeinsam auf die Körperresonanz. Etwas im Körper wird reagieren, das Du mit Shiatsu berühren und lösen kannst. Wenn Deine Klientin diese Körperresonanz bemerkt, kommt das innere Kind nach vorne und sie kann mental üben und lernen, das innere Kind wert zu schätzen und es auf seine „Spielwiese“ entlassen, um als die kompetente Erwachsene präsent zu sein im Hier und Jetzt. Das Ganze ist eine Übungssituation, die von Mal zu Mal besser funktionieren wird. Und Deine Klientin hat die Möglichkeit, zu jeder Zeit in ihren Körper zu spüren, wahrzunehmen, ob jetzt gerade das ängstliche Kind oder die kompetente Erwachsene im Vordergrund ist. Sie wird zunehmend die Entscheidung treffen können, als Erwachsene präsent zu sein.
    Viel Erfolg Euch beiden,
    liebe Grüße
    Gaby Falk

    #13091
    rtrachsler
    Teilnehmer

    Liebe Meike,
    Liebe Gaby

    Ich danke Euch beiden herzlich für die hilfreichen, konkreten, sinnvollen und interessanten Inputs. Im Moment hab ich gerade eine Pause, danach bin neugierig mich zusammen mit meiner Klientin auf diesem Weg zu bewegen.

    Nochmals herzlichen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt auf meine Fragen zu antworten!

    Herzliche und sonnige Grüsse
    Regula

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