Anziehung zwischen Klienten und mir: wie gehe ich damit um?

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  • #4106
    Martha
    Teilnehmer

    Liebe Lehrerinnen und Lehrer,

    seit einigen WOchen behandele ich (habe noch wenig Erfahrung seit meinem Abschluss letztes Jahr) einen ungefähr gleichaltrigen verheirateten Klienten, ich nenne ihn \“K\“.

    Nun ist es so, dass zwischen mir und diesem Klienten \“K\“ eine (körperliche) Anziehung besteht. Von meiner Seite habe ich keinerlei Interesse, diesem Gefühl nachzugehen – trotzdem nehme ich das Gefühl wahr.
    Von seiner Seite bin ich nicht sicher und je öfter ich ihn behandele, um so stärker wird meine Vermutung, dass er dabei ist, sich ein wenig zu verlieben.
    (\“K\“ möchte sich nun auch ausserhalb der Behandlungen mit Freunden und mir veranbreden – was ich bisher umgehe)

    Ich behandele ihn gerne und kann den eben beschriebene Kontext zu 90 % der Behandlungszeit ausblenden – jedoch bleiben da noch weitere 10 %…

    In diesen passiert es manchmal, dass ich mich beim Behandlen dabei ertappe, dass ich \“K\“ manchmal auch in einer Weise gerne berühre, bei der ich unsicher bin, ob sie reiner Shiatsu-Berührung nahekommt. Ich geniesse es in gewisser Weise. (um das klar zu stellen: meine Berührungen und die Berühurngs-Orte sind \“von aussen\“ nie zweideutig)
    Sobald ich das bemerke – und ich bin da besonders wach, weil ich spüre, wie heikle es ist- versuche ich meine Gedanken auf Anderes auszurichten – was meistens gelingt.
    In den Gespächen vor und nach den behandlungen – in denen \“K\“ immer ausgiebig die Freundschaftsebene sucht – gebe ich mir Mühe, in meiner Rolle als Behandlerin zu bleiben – was mir mehr oder weniger gut gelingt…auch, weil ich so wenig profesionelle Behandelungserfahrung habe und meine Behandlerin-Rolle hier selbst noch üben muss / suche / entwickele (unabhängig von \“K\“)

    Dies \“zur allgemeinen Situationssbeschreibung\“.

    Meine konkreten Fragen sind:

    – sollte ich diesen KLienten \“abgeben\“? Kann ich ihm (oder mir) so \“schaden\“?
    – wie gehe ich mit den beschriebenen Gefühlen in den Behandlungen um? (Passiert so etwas auch anderen Shiatsu-PraktiKerInnen…? Ich schäme mich hier ein wenig, aber ich beschreibe einfach nur ehrlich)
    – wie kann ich verhindern, dass der Klient sich mir auf eine Weise öffnet, die möglicherweise auch ihn selbst verwirrt? Ich will ihn ja unterstützen, nicht durcheinander machen.
    – und noch eine etwas über den Fall \“K\“ Hinausgehende: ist es möglich / \“erlaubt\“, sich mit Shiatsu-KLeinten auch privat zu befreunden oder wenig empfehlenswert (vor allem für Anfänger)

    Herzlichen Dank für Eure Gedanken zu diesem \“heiklen Thema\“.
    Schön, dass es dieses Forum gibt, ich wüsste nicht, wo ich die Frage sonst deponieren könnte….

    Mella

    #4292
    Meike Kockrick
    Mitglied

    Liebe Mella,

    vielen Dank für deine offene und ehrliche Frage. Dieses „ heikle Thema“ kennt vermutlich jeder von uns und es ist gut, dass du den Mut hast so offen zu fragen.

    So wie du die Situation beschreibst, gehst du gut damit um. Du nimmst deine Gefühle und Empfindungen wahr und bemühst dich, ihnen nicht zuviel Raum zu geben und dein Handeln zu beeinflussen. Diese Vorgehensweise würde ich auch in anderen Situationen, bei denen eine Übertragung stattfindet, empfehlen.

    Einen Menschen attraktiv zu finden und sich in ihn zu verlieben ist erst einmal nichts Schlechtes. Im therapeutischen Zusammenhang spricht man dann von einer Übertragung, da dein Klient dich nicht als Privatperson kennt, sondern in deiner Tätigkeit als Shiatsutherapeutin. Zu dieser Tätigkeit gehört eine innere Haltung von Aufmerksamkeit, Respekt und Zuwendung, die intensiver ist, als wenn du dich als Privatperson mit jemandem triffst. Außerdem bemühst du dich, deine eigenen Themen außen vor zu lassen, was du in deinem Privatleben auch nicht tun würdest. Dies zeigt, dass die Basis auf der das Verlieben beginnt, keine alltägliche Situation ist und daher wird in vielen therapeutischen Richtungen auch empfohlen, dem nicht nach zu geben.

    Ein weiterer Punkt ist, dass sich deine Kompetenzen verwässern. Du selbst spürst, dass es Momente gibt, in denen du bezweifelst, ob du genauso handeln würdest, wenn nicht diese Anziehung zwischen euch wäre und auch dein Klient wird die Kompetenzen, die er dir als Behandlerin gibt, unbewusst verändern. Hier entsteht durchaus ein Konfliktpotenzial.

    Zu deinen Fragen empfehle ich dir, herauszufinden wo du stehst und dies deinem Klienten mitzuteilen. Dabei könntest du deine Wahrnehmung der Situation mitteilen und deutlich machen, dass du dich nicht auf eine Verliebtheit oder Freundschaft einlassen möchtest. Dann könntet ihr neu entscheiden, ob ihr weiter zusammen arbeiten wollt.

    Grundsätzlich finde ich es schwierig mit Klienten befreundet zu sein und auch wenn Freunde zur Behandlung kommen wollen. Für mich liegt ein besonderer Wert darin, als Therapeutin Themen klar benennen zu können und zu dürfen und auch daraus entstehende Prozesse energetisch zu halten und zu begleiten. Als Freundin ist dies viel schwerer, weil noch andere Beziehungsebenen eine Rolle spielen. Außerdem erfahre ich von der anderen Person mehr, als ich von mir preisgebe und dies kann sich auch auf die Freundschaft auswirken.

    Zu deiner Frage, wie du verhindern kannst, dass sich der Klient auf eine Weise öffnet, die ihn verwirrt, empfehle ich dir ebenfalls deine Position deutlich zu machen. Seine Reaktion kannst und solltest du nicht beeinflussen, den wir können nie sagen, was das Beste für einen anderen Menschen ist. Wir können nur darauf vertrauen, dass der Weg, den er wählt, der Richtige für ihn sein wird.

    Mit lieben Grüßen.
    Meike

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