Angst und Panikzustände

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  • #4079
    Susanne Zeidler
    Teilnehmer

    [b:cgdi9xn8]Angst und Panikzustände, kann ich da in die Tiefe gehen?[/b:cgdi9xn8]

    Neulich kann ein Klient zu mir in die Praxis, der eine Körpertherapie suchte, um mit seinen Angst und Panikzuständen besser umgehen zu können. Er ist Schulmedizinisch schon als Therapieresistent eingestuft worden. Er möchte jedoch unbedingt an seiner Situation etwas ändern.
    In der ersten Behandlung bin ich sehr vorsichtig vorgegangen und habe erstmal nur ganz sanft angeschaut, wer da vor mir liegt. Es gelang mir kaum einen Zugang zu finden. Auch für den Klienten war die Behandlung eher nichts sagend. In der zweiten Behandlung wurde ich mutiger und habe, nach einer ausgiebigen Behandlung der Beine und Füße zur Stabilisierung, viel Gewicht auf das Jitzu im Oberkörper gegeben und den Ausgleich beim Kyo im unteren Rücken gesucht und gefunden. Ich hatte das Gefühl, dass er gut mitging und die Behandlung sehr in die Tiefe ging.
    Auffällig war für mich das Gefühl von „in der Startlöcher stehen“. Die Oberschenkel waren so heiß, als ob sie schon Jahre auf dem Startschuss zum 100 m Sprit warteten und permanent diese Spannung halten müssen. Der Sympathikus steht immer noch auf Flucht. Das Halten im Hara hat Ihn gut stabilisiert. Nach der Behandlung fing der Klient stark an zu zittern.
    Ist das ein Zeichen von sich lösender Spannung in Körper und als positiv zu werten? Oder bin ich zu schnell vorgegangen? Macht es Sinn, in einen tiefen physischen Kontakt zu gehen, damit die Verbindung von Kopf und Körper wieder aktiver wird?

    Ich freue mich auf einen Austausch, LG
    Susanne

    Beitrag geändert von: atti27, am: 2008/10/30 21:08

    #4235

    Liebe Susanne,

    es ist etwas schwierig, auf deine Frage zu antworten. Angst- und Panikzustände können nämlich sehr Unterschiedliches bedeuten.

    Hier noch ein paar Fragen von meiner Seite: Sind es kurze Attacken oder länger andauernde Zustände, unter denen dein Klient leidet? Seit wann leidet er darunter? Was sind typische Auslöser bzw. Situationen dafür? Gab es ein Ereignis, dass diese Zustände zuerst ausgelöst hat? Was geschieht, wenn er in einen solchen Zustand gerät? Spürt er die Angst auch physisch in seinem Körper und wenn ja, wo in seinem Körper und in welcher Weise? Was hat er bisher konkret therapeutisch unternommen, um mit seinen Problemen eine Lösung zu finden? Wer hat gesagt, er sei ein therapieresistenter Fall? Befindet er sich zur Zeit noch in einer wie auch immer gearteten Therapie? Nimmt er Medikamente gegen seine Angstzustände ein? Kannst du etwas davon ahnen oder hast du Hinweise aus seiner Biographie, warum er sich in diesem von dir beschriebenen Daueralarmzustand befindet?

    Sind seine Attacken stark, so stark dass sie ihn vielleicht gefährden könnten, so solltest du in jedem Fall darauf drängen, dass er neben dem Shiatsu auch eine psychotherapeutische Betreuung erfährt. Darüber hinaus kann es sehr sinnvoll sein, eine Anlaufstelle für evtl. während der Behandlungsserie auftretende Krisen zu haben, die ihn (und damit dich) unterstützen kann. Möglicherweise hat er eine solche Stelle bereits, an die er sich in einem solchen Fall wenden kann. Wenn er eine solche Stelle nicht hat, dann solltest du dich umhören, wohin du ihn ggf. im Krisenfall weiterleiten kannst. Das wird dir in deiner Arbeit die nötige Sicherheit geben.

    Davon abgesehen hast du aber genau richtig begonnen, als du in der ersten Behandlung zurückhaltender warst. Es ist wichtig, diesen Menschen und seine Reaktion auf deine Berührung erst kennenzulernen, bevor du das ganze Repertoire von Shiatsu anwendest.

    Deine Vorgehensweise, das Jitsu des Oberkörpers mit dem Kyo des unteren Körpers zu verbinden, ist wohl grundsätzlich gut und richtig. Ziel ist es ja in jedem Fall, die spezifischen Muster dieses Menschen wahrzunehmen, mit ihnen direkt zu arbeiten und sie auch zu verbinden. Auf diese Weise kann es dann \“ganz von selber\“ zu Lösungen kommen.

    Dieses Zittern ist wahrscheinlich eine Lösung von übergroßer Spannung als Folge deiner Behandlung. In diesem Sinne würde ich es erst einmal positiv bewerten. Was hat er denn selber dazu gesagt? War es ihm unangenehm, neutral oder angenehm? Hat es ihm Angst gemacht? Was meinst du, fühlt er sich schon etwas sicher bei dir oder ist es noch nicht so weit (letzeres wäre das normale)?

    Du siehst, ich habe eine Menge Fragen. Ich vermute aber, dass du auf dem richtigen Weg bist. In jedem Fall benötigt es sicherlich einige Zeit, bis sich Dinge verändern. Die Antworten auf meine obigen Fragen brauchst du für diese Arbeit auf jeden Fall.

    Liebe Grüße,

    Wilfried

    #4236
    Susanne Zeidler
    Teilnehmer

    Lieber Wilfried,

    vielen Dank für deine Antwort und deine anregenden Fragen. Sie haben mir sehr geholfen meine Empfindungen mit meinem Geist zu verbinden und alles zu ordnen. Ich habe einiges mit dem Klienten besprechen und so mein Bild vervollständigen können. Es zeigte sich jedoch ganz klar, dass er nicht mehr reden, sondern in den Körper gehen möchte. Seine Attacken gefährden ihn erstmal nicht, er geht direkt aus den Kontakt mit sich, dissoziiert. So kann er seine Handlung immer zu Ende führen, ohne eine Gefahr darzustellen. Das Thema ist, die Verbindung zum Körper wieder zu finden und ich habe den Eindruck, dass jede Behandlung ein Schritt in diese Richtung ist. Das Zittern verändert sich, wird ganz langsam weniger und seine Stimme entspannter. Er selbst kann nicht sagen, wie er das Zittern empfindet, er weiß es einfach nicht. Schön ist, dass er selber Ideen entwickelt, um sein inneres Kind abzuholen. Das zeigt mir, dass er anfängt, selbständig nach Wegen zu suchen und nicht mehr nach den Aufforderungen von dritten handelt. Auf diese Weise kommt er früher oder später mit sich selbst in Kontakt. Ich glaube, es wird eine sehr lange und wundervolle Schatzsuche die ich begleiten darf und bin mittlerweile sicher, dass genügend Kraftpotenzial vorhanden ist, um diesen Weg zu gehen.
    Noch mal vielen Dank und liebe Grüße
    Susanne

    #4237

    Liebe Susanne,

    ich freue mich, dass meine Antwort hilfreich war. Ich wünsche dir viel Freude in der Arbeit mit diesem Menschen. Halte uns auf dem Laufenden!

    Liebe Grüße,

    Wilfried

    #4238
    Susanne Zeidler
    Teilnehmer

    Ich würde euch gerne auf dem Laufenden halten. Nur bin ich mir nicht sicher, ob es gut ist diesen Fall „öffentlich“ zu beschreiben und zu besprechen?! Ich habe das Gefühl, die Privatsphäre meines Klienten zu verletzen. Gleichzeitig hätte ich gerne eine greifbare, unkomplizierte Unterstützung wie dieses Forum. Ich könnte mir auch eine Supervision vorstellen, die hätte für mich jedoch einen anderen Karakter. Was meint Ihr?

    Liebe Grüße von Susanne

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