MikeMandl

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  • als Antwort auf: Long Covid #19705
    MikeMandl
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    Liebe Chiara,

    Wollte schon wesentlich zeitiger antworten, aber es hat gut zehn Tage gedauert, bis mich das Forum frei geschalten hat… Aber weil die Antwort schon geschrieben war, folgt sie hier doch noch, auch wenn Du bereits einen guten Zugang gefunden hast…

    Ich möchte hier meinen Erfahrungsstandpunkt teilen, der auf einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik beruht.

    Ich kenne nicht viele Shiatsu-Stile, die das notwendige Handwerkszeug besitzen, um sich konkret mit Long CoVid auseinanderzusetzen. Von daher würde ich den Zugang trennen. Auf der einen Seite geht es um die Stärkung der Resilienz der betroffenen Person. Auf der anderen Seite um die Behandlung von bestimmten Symptom-Clustern. Die Stärkung der Resilienz ist ein wichtiger Faktor und sollte so oder so Teil der Behandlungsstrategie sein. Zudem kommt, dass jede Shiatsu-Behandlung auf Elementen aufbaut, die an sich eine fördernde Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden haben, wie zum Beispiel die spezielle Form der Berührung oder das hohe Maß an empathischer Zuwendung. Diese Elemente führen meist zu einer positiven Immunmodulation, zu einer Harmonisierung des Zentralnervensystems und zu einer höheren Form von psychischer und emotionaler Stabilität. Das alles sind Komponenten, die bei jeder Form von chronischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen und die in jedem Shiatsu-Stil zu finden sind.

    Aus Sicht der TCM stehen bei Long CoVid jedoch drei Kernpathologien im Mittelpunkt: Tan (zäher Schleim), Bluthitze und Kälte. Das sind Muster, die nicht leicht zu knacken sind. Ein manueller Zugang alleine ist hier so oder so nicht ausreichend. Tan führt zu einer Obstruktion der Luo-Gefäße und damit in Verbindung stehen Symptome können allgemeine Müdigkeit, verminderte Atemkapazität, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Muskel- oder Gelenksschmerzen, aber auch Problemstellungen des ZNS sein. Das ZNS wird wiederum in der TCM durch die Nieren gesteuert und hier kann sich durch CoVid vor allem eine tiefe Form von Kälte manifestiert haben. Viele Personen, die CoVid durchlaufen sind, berichten von einem außergewöhnlichen Kältezustand während der Erkrankung und diese Kälte habe ich bei den meisten Klient:innen im Nieren-Meridian entdecken können. Und dann gibt es noch die Bluthitze-Thematik, die sich laut TCM in vielen entzündlichen Prozessen zeigen kann, von Gürtelrose bis zu Myocarditis. Welche Symptomatik dann überwiegt, hängt wiederum von der konstitutionellen Voraussetzung und von dem allgemeinen Lebensstil ab.

    All diese Muster befinden sich sehr tief im System und das Mittel der Wahl sind diesbezüglich Kräuter – verschrieben von einer Person, die profundes Wissen in der TCM besitzen sollte. Eine allgemeine Meridianbehandlung ist im Regelfall zu wenig und sollte diese doch Erfolg zeigen, dann bedeutet dies meist, dass die Long CoVid Symptomatik nicht so ausgeprägt war. Shiatsu kann mit den entsprechenden Techniken und der entsprechenden Expertise vor allem die Luo-Gefäße adressieren, um sie wieder durchlässiger zu machen, auch Kälte in einem Meridianverlauf kann an sich behandelt werden. Meine Empfehlung und Erfahrung ist jedoch: Eine wohlwollende Dreifaltigkeit bestehend aus medizinischer Betreuung, gezielten Kräutereinsatz und Shiatsu. In dieser Kombination können definitiv Fortschritte gemacht werden, wenn auch Geduld eine Tugend ist, die von allen beteiligten Parteien kultiviert werden sollte 😉

    Ich hoffe, das hilft ein bisschen weiter…

    Vielen herzlichen Dank,
    Mike Mandl

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