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Schlagwörter: Eigen-Diagnose, Körperdiagnose, Rückendiagnose
- Dieses Thema hat 5 Antworten sowie 3 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 5 Monaten, 1 Woche von Wilfried Rappenecker aktualisiert.
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17. März 2025 um 20:46 Uhr #19827Heinz_eTeilnehmer
Im Rahmen der Shiatsu-Ausbildung hatten wir nach der Stufe 7 den Auftrag 40 Rückendiagnosen zu machen.
In diesem Zusammenhang hatte ich folgenden 2 „Experimente“ durchgeführt und meine Erfahrungen mit Wilfried mitgeteilt. Nach seinem Feedback hatte er mich gebeten, die Erfahrungen und seine Rückmeldung hier im Forum zu teilen. Vielleicht hat ja jemand anderes noch weitere Inputs zu dieser Thematik…
Experiment A: Diagnosen „ohne physischen Kontakt“ auszuprobieren
Dies habe ich in folgenden 3 Ausprägungen ausprobiert:
1) Ich habe im TV eine Rede geschaut und den Impuls verspürt bei dieser Person aus der Ferne eine Rückendiagnose zu machen. Und meiner Meinung nach hat das funktioniert. Ich konnte die einzelnen Diagnose-Zonen am Rücken durchgehen und habe davon einen Eindruck erhalten.
2) Ich habe den Versuch dann nochmals gemacht und zwar bei mir auf der Arbeit, als jemand einen Vortrag gehalten hat. Auch hier konnte ich die Zonen wahrnehmen.
3) Und dann versuchte ich es sogar bei jemandem, der gar nicht anwesend war.
Ich habe das Gefühl, dass mir die „Wahrnehmung ohne Berührung“ manchmal sogar leichter fällt, als mit Berührung.
Ich hatte meine Erfahrungen mit Wilfried geteilt und ihm folgende Fragen gestellt:
– Wie sind deine Erfahrungen damit?
– Empfiehlst du mir die Rückendiagnose besser mit Berührung durchzuführen oder auch „ohne Berührung“ weiter zu forschen?Die Antwort von Wilfried:
Ja, es ist möglich, Körperdiagnosen auch ohne physische Berührung durchzuführen. Die Ergebnisse sind verlässlich, wenn auch oft etwas anders als die, welche mit Berührung erhoben wurden. Ich möchte dich sehr ermutigen, in diese Richtung weiter zu forschen – ein interessantes Gebiet. Der Vorteil einer Körperdiagnose mit Berührung liegt meiner Ansicht nach u.a. darin, dass du mit der Berührung noch weitere Informationen über diesen Menschen erhältst. Solche weiteren Informationen können sich auch bei der nur mentalen Berührung einstellen, die mit Berührung erlebe ich allerdings als konkreter.Experiment B: Diagnose am eigenen Rücken
Die letzte Rückendiagnose der 40 Diagnosen habe ich bei mir durchgeführt. Hier ebenfalls ohne Berührung und nur mit der inneren Technik. Es war eine berührende Erfahrung mit mir so in Kontakt zu sein. Die Perikard-Zone war grad sehr laut und hat mich richtiggehend eingenommen und auch berührt.
In diesem Zusammenhang interessierte mich Wilfrieds Meinung zu:
– Was ist deine Erfahrung mit „Eigen-Diagnosen“?Antwort von Wilfried:
Wenn du eine Körperdiagnose wie die Rückendiagnose an dir selber durchführst, erhältst du ebenfalls einen interessanten Eindruck. Allerdings ist der Eindruck, den eine fremde Person erhält, zuverlässiger. Dies deswegen, weil wir selber u.U. zu sehr direkt betroffen sind, wenn wir die Diagnose an uns selber durchführen, was das Ergebnis stark verfälschen kann. Eine fremde Person ist neutraler.22. März 2025 um 18:45 Uhr #19828Wilfried RappeneckerModeratorDanke Heinz, dass du deine Fragen im Forum gepostet hast. Dann profitieren auch andere von deinen interessanten Fragen.
Meinen Antworten habe ich nichts weiteres hinzuzufügen.
Herzlich, Wilfried
17. April 2025 um 21:12 Uhr #19831SarahTeilnehmerVielen Dank, Heinz_e und Wilfried, dass ihr an eurem Austausch teilhaben lasst. Ich finde interessant, was ihr darüber zu berichten habt.
Wenn Du schreibst, Wilfried, dass die Ergebnisse einer Befundung ohne physische Berührung oft etwas anders sind als diejenigen mit physischem Kontakt – gibt es Deiner Erfahrung nach so etwas wie eine typische Art, nach welcher das eine anders ist als das andere?
Ist es vielleicht so eine Art Unterschied, wie er sich erleben lässt, wenn wir einen physischen Eindruck vergleichen mit einem, den wir vom gleichen Menschen beim Ganzkörperschauen/ -träumen/ -scannen erhalten?Und ich frage mich: Wenn ich versuche einen Eindruck von einer physisch abwesenden Person zu erhalten – kann es nicht sein, dass ich vielleicht eher an eine besonders lebhafte Erinnerung an diese Person anknüpfe, die aber eventuell nicht mehr viel mit dem aktuellen Dasein der Person gemeinsam hat?
Damit möchte ich nun niemandes Eindrücke in Frage stellen (höchstens meine eigenen).
Herzlichen Gruß,
Sarah28. April 2025 um 11:49 Uhr #19834Wilfried RappeneckerModeratorLiebe Sarah,
ich kann dir keine konkrete Antwort auf deine erste Frage geben, weil es auch von dir und deiner Ausrichtung abhängen wird, was du wahrnimmst und auf welche Weise du das Wahrgenommene interpretierst. Das gilt sowohl für die physische als auch für die „energetische“ Wahrnehmung. Die Eindrücke, die du dabei erhältst, sind grundsätzlich essentiell subjektiv.
Welche Methode du auch immer verwendest, du solltest damit vielfältige Erfahrung sammeln, um dich in der jeweiligen „Sprache“ zurechtzufinden und damit vertraut zu werden. Auf diese Weise entwickelst du ein Bezugssytem, vor dessen Hintergrund du deine jeweiligen Erfahrung mit einem Klienten sicherer einschätzen kannst.Zu deiner 2. Frage: Ja, es ist möglich, dass dein Eindruck bei solch einem subjektiven Erfahren eines anderen Menschen von deinem Bild, das du von diesem Menschen hast (z.B. auch aufgrund einer besonders lebhaften Erinnerung) beeinflusst und verzerrt wird. Ganz werden wir das niemals ausschließen können, denn der subjektive Eindruck ist sicher immer in einem gewissen Maße gefärbt von meiner eigenen Geschichte, auch in Bezug auf diesen Menschen. Gleichzeitig ist die subjektive Begegnung die einzige Weise, wie wir einen Menschen überhaupt verstehen und begegnen können. Es ist unmöglich einen Menschen objektiv zu verstehen.
Gleichzeitig ist es sehr wichtig (und möglich), die Verzerrungen durch diesen subjektiven Faktor so gering wie möglich zu halten. Entscheidend dafür ist die sogenannte therapeutische Distanz, die zwar sehr mitfühlend ist, gleichzeitig aber den anderen Menschen als Ganzes anschaut und die Verzerrungen durch die eigene Geschichte der TherapeutIn bewusst und durch eine Entscheidung klein hält.Sind meine Worte verständlich und nachvollziehbar für dich?
Herzliche Grüße,
Wilfried2. Mai 2025 um 19:33 Uhr #19837SarahTeilnehmerLieber Wilfried,
danke für Deine Anmerkungen zu meinen Fragen.
Was Du zu meiner ersten Frage schreibst, kann ich nachvollziehen. Vielleicht war meine Perspektive zu „mechanisch“. Mir fallen schon auch andere Bereiche ein, in denen es in ähnlicher Form darum geht, Eindrücke zu sammeln und wirken zu lassen, bis sich vielleicht irgendwann Ähnlichkeiten oder Muster herausschälen, die natürlich subjektiv daherkommen, mit denen ich dann aber erst einmal weiterarbeiten kann.
Was die zweite Frage betrifft: Ich denke, ich verstehe das, was Du zu der Rolle sagst, die vorangegangene Erfahrungen spielen können. Ich kann das nachvollziehen, was den subjektiven Anteil jeder Wahrnehmung angeht und Möglichkeiten, mit Einflüssen auf die eigene Wahrnehmung umzugehen, wenn sie denn ohnehin schon einmal da sind (abhängig davon, wie sehr wir diese Einflüsse überhaupt verstehen und betrachten können).
Mir ging es bei meiner zweiten Frage vor allem um die von euch erwähnte Situation, sich ein Bild von jemandem zu machen, der/ die gerade „nicht da“, nicht körperlich anwesend ist. Ich rechne mit einem Unterschied zu einer Situation, in der eine Person physisch präsent ist, so dass ich sie zum Beispiel gleichzeitig hören und sehen kann.
Wenn ich Bezug nehme auf einen Menschen, der „nicht da“ ist, der räumlich von mir getrennt ist, könnte es ja vielleicht auch einfach sein, dass Erinnerungsspuren der letzten, vergangenen Begegnung mit dieser Person, Eindrücke von einer älteren „Version“, in mir auftauchen, während ich irrigerweise annehme, ich hätte da gerade einen Eindruck, der mit der aktuellen Situation zu tun hat?
Das war ungefähr das, was ich mit der zweiten Frage im Sinn hatte.Herzliche Grüße,
Sarah5. Mai 2025 um 21:59 Uhr #19838Wilfried RappeneckerModeratorLiebe Sarah,
bitte entschuldige, ich hatte dich missverstanden. Meine Antwort bezüglich eines Eindrucks von einem anderen Menschen gilt natürlich auch für den Eindruck von demselben Menschen. Beides – und noch vieles anderes mehr – kann unsere Wahrnehmung und Einschätzung eines Menschen stark beeinflussen und auch verfälschen. Es braucht also unsere Achtsamkeit und immer auch kritische Reflexion.
Liebe Grüße, Wilfried
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