Entzündete Schambeinäste

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  • #7702
    Nina
    Teilnehmer

    Liebe Leute

    Hat jemand von euch eine Idee zu oder Erfahrung mit entzündeten Schambeinästen!

    Kurze Eckdaten: A. ist 42 Jahre alt, hat 2 Kinder (14 und 9 -bei den Geburten war ihre Hüfte kein Thema). Seit ihrer Jugend hat sie immer wieder Schmerzen in der Hüfte, vor allem beim gerade aus gehen (bergaufwärts ist es besser). Vor ein/zwei Jahren habe ich sie aufgrund von wehenartigen Schmerzen, welche die Beine hinuntergezogen haben, behandelt. Diese wehenartigen Schmerzen sind kein Thema mehr. Seit einem Jahr hat sie jedoch wieder starke Schmerzen in der Hüfte/Leiste. Sie beschreibt sie als starke muskuläre Verspannungen. Die Beschwerden manifestieren sich vor allem links. Ihr Standbein ist rechts. Wenn sie steht merkt man eine starke Verdrehung, die sich durch den ganzen Körper zieht. Sie hat das Gefühl als ob ihr li Bein länger wäre. Es ist ihr fast nicht möglich ihr Gewicht auf ihr linkes Bein zu geben. Schlafen kann sie nur noch mit aufgestellten Beinen oder auf der Seite. Letzte Woche ist sie zu einem Hüftröntgen gegangen. Das Dach der Hüftpfanne ist nicht gut ausgeprägt, es gibt jedoch keine Anzeichen von Artrose. Dabei wurde jedoch eine Entzündung in den Schambeinästen erkannt (diese könnte auch schon über mehrere Jahre bestehen). Tun könne man nichts gegen die Entzündung, sie soll in einem halben Jahr nochmals zur Kontrolle kommen.

    Meine Frage dazu ist in erster Linie! Was gibt es für Möglichkeiten, den Körper dabei zu unterstützen mit der Entzündung in den Knochen fertig zu werden, und wie kann dieser Kreislauf von Entzündung, Schonhaltung und starken muskulären Verspannungen unterbrochen werden.

    Ich würde mich sehr freuen von euren Ideen dazu zu hören.

    mit freundlichen Grüßen

    Nina

     

    #7734
    Jürgen Westhoff
    Moderator

    Hallo Nina

    Ihren Beschwerden nach kann es eine Schambeinentzündung sein, könnte aber auch andere Ursachen z.B. struktureller Art haben. Hast du dir selbst ihre Beinlänge schon angeschaut ? Evtl. kompensiert sie über die Hüfte den von ihr vermuteten Beinlängenunterschied, was über die Jahre zu der Abnutzung geführt hat, die das Röntgenbild zeigt (oder die Pfanne war schon von Geburt an flacher – sie hatte ja in ihrer Jugend schon Symptome). Trägt/Trug sie Einlagen ? (Vielleicht täten ihr Einlagen gut – ich habe da keine abschließende Meinung dazu). Auch wenn sie z.B. besonderen Belastungen (auch emotionalen oder seelischen) ausgesetzt ist kann irgendwann die Schwelle zur Schmerzreaktion überschritten sein, was der Körper sonst lange gut kompensieren konnte.
    Ist der M. Psoas sehr angespannt auf dieser Seite ? (Beim bergaufwärts gehen wird er nicht ganz so gefordert wie bergab. Und beim Liegen ist er mehr unter Anspannung, wenn die Beine gestreck sind). Hat sie auch Schmerzen oder ein Gefühl von Schwäche im LWS-bereich ? Evtl. ist die Niere mitbeteiligt (sie nutzt den M. Psoas ja als Gleitlager) und verursacht indirekt Schmerz. Am Besten du schaust dir im Anatomieatlas die Region selbst nochmal genau an und kommst dann, auch durch Beschreibungen von ihr, auf mögliche andere Zusammenhänge.

    In der Behandlung würde ich zuerst versuchen herauszufinden wo für sie die Balance ist zwischen Ruhe und „Schonen“ des aktivierten Bereichs (falls es eine Entzündung ist), bzw. wieviel „Training“, Bewegung, „Ansprechen“ der Region ihr gut tut, bzw. nötig ist. Da würde ich mit viel Feingefühl Verschiedenes anbieten und ausprobieren, und mit ihr während der Behandlung absprechen, was geht und ihr angenehm ist, oder was eher verschlimmert. So zeigt sich die „Richtung“ deutlicher. Ist es eine Entzündung braucht der Bereich eher Ruhe und du arbeitest mehr aus entfernteren Bereichen damit.

    Kennst du Techniken um den Psoas zu entspannen ? Z.B. indirekte Techniken, wo du in Rückenlage, mit angestellten Beinen, langsam bis zum Psoas einsinkst und durch „Einstellen“ über das Bein die ganze Region entspannst, und so auch der Psoas mehr loslassen kann. Auch mit inneren Techniken kannst du dann berühren. Oder mit Unwindingtechniken den Psoas und die Region entwirren.
    Der Psoas steht auch im übertragenen Sinn dafür „einen Schritt vorwärts machen zu können“. Steckt sie vielleicht in einer (auch inneren) Situation fest, wo sie in einem bestimmten Bereich „nicht weiter kommt“ ?

    Wie schätzt du die energetische Situation von ihr ein ? In welchen energetischen Organfunktionen ist sie besonders gefordert oder angestrengt ? Welche Bezüge zwischen den Wandlungsphasen nimmst du wahr ? Hier kannst du Hinweise bekommen, wie ihr System wieder zu Ausgleich finden kann, um „aus diesem Kreislauf „, den du beschreibst, herauszufinden. So bettest du eine Behandlung der Region in ein größeres Ganzes ein, entspannst die „Konzentration“ auf das lokale Geschehen, und sprichst ihre Ressourcen an. Ihr gesamtes Sein ist angesprochen sich einzubringen.

    Soweit meine Ideen dazu, vieles davon hast du vielleicht selbst schon gemacht. Ich hoffe jedenfalls das gibt dir Inspiration und bringt euch weiter.

    Herzliche Grüße
    Jürgen

    #7785

    Liebe Nina,

    ich möchte mich Jürgens Antwort anschließen. Lass dich von der Diagnose „entzündete Schambeinäste“ nicht irritieren oder entmutigen (medizinische Diagnosen haben diese Eigenschaft, zu entmutigen: „was soll ich denn dagegen tun?“). Solche Entzündungen treten nahezu ausschließlich bei Hochleistungssportlern auf und klingen wieder ab, wenn der Bereich zur Ruhe kommen kann – oder aber nach schweren Entzündungen im Beckenbereich. Du hast weder davon berichtet, dass deine Klientin ene Hochleistungssportlerin ist noch dass sie z.B. eine sehr schwere Geburt mit Weichteilverletzungen und Entzündungen gehabt hat.

    Gehe davon aus, dass diese Entzündung (insofern es sich nicht überhaupt um eine Verlegenheitsdiagnose seitens der Medizin handelt) die Folge einer längeren Stresssituation des Beckenbereiches ist, wahrscheinlich mit deutlichen Zeichen einer veränderten Beckenstatik. Arbeite mit den strukturellen Techniken, wie Jürgen es dir empfohlen hat in Hinblick auf einen strukturellen Ausgleich. Arbeite dann ebenso nach den Regeln des Shiatsu, wie du es gelernt hast, möglichst auch mit den Techniken des Lokalen Shiatsu, wie es an den beiden Schulen in Kiental und Hamburg unterrichtet wird. Versuche dabei zu verstehen, welche Lebenssituationen / -ereignisse dazu geführt haben mögen, dass das Becken in diesen Stress gekommen ist; bzw. wie sie sich mit diesem Stress fühlt, wie sie in ihrem Becken sein kann. Möglicherweise wird deine Klientin unter der Erfahrung dieser Behandlungen dir auf Nachfragen auch davon berichten.

    Ganz wichtig: Lass dich von der Diagnose nicht entmutigen; kämpfe nicht gegen die „Entzündung der Schambeinäste“ an. Vielmehr lege diese Diagnose entschlossen zur Seite und schau, was du mit den ‚Augen des Shiatsu sehen‘ und spüren kannst. Das ist das, was für dich in deinen Behandlungen zählen sollte.

    Ich würde mich freuen, wenn du an dieser Stelle später mal über den weiteren Verlauf berichten würdest.

    herzliche Grüße,

    Wilfried

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