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  • #8908
    Juna
    Teilnehmer

    Liebe Lehrer,

    Ich habe mal ein paar Fragen:

    1. Wie geht ihr damit um, wenn ihr eine Person über eine Shiatsu-Aktion kennengelernt habt, wo ihr als Shiatsu-Praktiker/Dozent aufgetreten seid -und nun sucht diese Person eine Art „Energieaustausch“ mit euch (so nennt sie es).
    Ich finde das einerseits schön / interessant und habe auch persönlichen Bedarf in diese Richtung, habe aber gleichzeitig das Bedürfnis, Distanz zu wahren / nicht ins Private zu gehen / meine Rolle zu halten. Ich möchte eigentlich gerade dahin kommen, mehr Fremde zu behandeln / unterrichten. Habe es auch oftmals als nicht befriedigend erlebt, wenn ich Freunde behandle (ich arbeite eigentlich viel lieber mit Fremden), wahrscheinlich, weil ich da meine Rolle noch nicht so gut halten kann.
    Andererseits bin ich vielleicht etwas steif, wenn ich Kontakte, die auf diese Weise entstehen wollten, gar nicht zulasse? Verbaue mir vielleicht auch hier Wege?

    2. Wie kann ich sinnvoll reagieren, wenn eine Person anruft, um sich über Shiatsu zu informieren, seine Beschwerden nennt und hören möchte, was ich in diesem Fall tue / welche Aussichten bestehen? Diese Frage kann ich doch gar nicht beantworten, schon gar nicht am Telefon. Wie kann ich trotzdem souverän auftreten?

    3. Ich komme nur sehr schleichend voran mit meinem Shiatsu, weil ich mich schwer damit tue, in Kontakt zu gehen / aufzutreten. Obwohl ich Shiatsu sehr liebe, komme ich dadurch nicht so voran, wie ich mir das wünsche. Wie kann ich es schaffen, einfach mehr zu behandeln und Erfahrungen zu sammeln? Haltet ihr es für sinnvoll, kostenlose Projekte anzubieten? Oder sollte man das als fertig ausgebildete Shiatsu-Praktikerin eigentlich nicht mehr soviel tun? Und wenn doch: was könnte man tun? Ich kann mir nicht so gut vorstellen, in Firmen Stuhlbehandlungen zu geben o.ä. Zum einen habe ich am Behandlungsstuhl keine Erfahrung, zum anderen mag ich es nicht. Aber die Leute in meine Praxis zu bekommen wird wohl schwieriger sein (das habe ich gerade am Shiatsu-Tag gesehen). Habt ihr einen Tipp für mich, was ich sonst tun könnte?

    4. Ich habe eine Klientin, die seit zwei Jahren mit schwankender Regelmäßigkeit kommt. Sie hat einige klare Beschwerden, meine Behandlungen tun ihr gut und bringen auch Linderung. Doch erlebe ich es auch so, dass ich im Gespräch nicht so in Kontakt komme, wie ich das möchte. Oft lasse ich mich davon einschüchtern, wenn jemand wesentlich älter ist als ich. Unsere Gespräche sind zwar mittlerweile ganz gut -aber ich fühle mich nicht klar in meiner führenden Rolle, weil sie mich auch schonmal etwas Persönliches fragt. Einerseits ist unser Kontakt besser, seit ich das ein wenig zulasse, andererseits habe ich das Gefühl, um in unserer Arbeit wirklich voran zu kommen, müsste ich ihr noch mehr das Gefühl geben, dass ich stark bin und sie sich fallen lassen kann. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass ich in der Beziehung zu ihr in dieser Hinsicht nicht die passende Person bin. Wie macht ihr das? Ich habe es bei den Shiatsu-Praktikern, bei denen ich in Behandlung war / bin sehr unterschiedlich erlebt: manche erzählen locker auch von sich und es wird mehr ein Plausch. Andere tun das gar nicht, sondern bieten rein mir den Raum an. Als Klientin brauche ich selbst eigentlich beides -stärker aber das letztere. Daher suche ich als Praktikerin wohl derzeit nach einer guten Mischung. Während der Befragung versuche ich Klarheit darin zu halten, dass nun wertfreier Raum nur für den anderen da ist. Wahrscheinlich gibt es hierfür kein Patentrezept. Aber es würde mich freuen, wenn ihr von euren Erfahrungen erzählen könntet.

    Danke und liebe Grüße,
    Julie

    #8909

    Liebe Julie,
    da hast du ja einen ganzen Strauß an Fragen mitgebracht:-)
    Zu Frage 1:
    Du hast Recht, im Shiatsu geht es nicht um Energieaustausch. Wir sollten das unseren Klienten gegenüber auch klar ausdrücken, wenn es da Unklarheiten geben sollte. Andererseits kannst du einen solchen Menschen ja auch da abholen wo er gerade ist und z.B. fragen, warum interessiert dich denn ein Energieaustausch, was möchtest du dadurch bekommen o.ä. Wenn du diese Info erhalten hast, kannst du erklären wie Shiatsu wirkt.
    zu Frage 2:
    Vielleicht befindest du dich noch in einer Ausbildung. Wenn das zutreffen sollte, dann erkläre diesem Menschen, dass du noch nicht ‚mit Beschwerden‘ arbeitest. Wenn du bereits eine Shiatsu-Ausbildung abgeschlossen hast, dann erkläre diesem Menschen, dass Shiatsu nicht Symptome bekämpft, sondern Menschen in ihrer jeweiligen Lebensituation fachkundig begleitet. Symptome verschwinden dann häufig oder werden deutlich schwächer, manchmal tauchen aber auch andere interessante Erfahrungen auf, die dem Menschen dann wichtiger sind als die Symptome…
    zu Frage 3:
    das ist eine komplexe Frage – kostenlose Aktionen / Projekte sind nicht falsch, insofern sie nicht zur Normalität werden. Mach solche Aktionen möglichst zusammen mit anderen, das ist erfolgreicher und macht mehr Spaß. Biete kostenlose Behandlungen an verschiedenen Stellen an, biete eine Art zeitlich begrenztes externes Praktikum für die Beschäftigten in Kindertagesstätten und Altenheimen an. Versuch im internet auf den verschiedenen kostenlosen Portalen präsent zu sein; eine eigene Webseite ist sehr sinnvoll. Leg deine Karten und Flyer an geeigneten Stellen aus, nimm Kontakt zu Angestellten in Arzt-Praxen auf, werde kreativ und lass dir verrückte Sachen einfallen… und hab vor allem Geduld. Eine Praxis aufbauen dauert 4 bis 5 Jahre.
    zu Frage 4:
    Versuch nicht jemand anderes zu sein als du bist. Du musst dem Menschen nicht deine Schwächen beschreiben, denn dazu ist die Behandlungssituation nicht da. Versuch aber ehrlich und klar zu sein und habe den Mut, die zu sein, die du bist.

    Hast du eine Möglichkeit, am 25. Januar in Hamburg am Symposium „Erfolgreiche Shiatsu-Praxis“ dabei zu sein? Da werden solche Praxisfragen behandelt, in Kurzseminaren, vor allem aber auch im Austausch mit anderen PraktikerInnen.

    Ich würde mich freuen, wenn auch viele andere Leser zu diesen Praxisfragen Stellung beziehen würden.
    herzliche Grüße,
    Wilfried

    #9378
    Juna
    Teilnehmer

    Lieber Wilfried,

    Danke für deine Antwort.

    Meine erste Frage hatte ich eigentlich anders gemeint. Mit Energieaustausch meinte sie, ob wir uns gegenseitig behandeln könnten: Sie mich mit Jin Shin Jitsu / Reiki und ich sie mit Shiatsu. Mein Problem dabei war / ist, dass ich eigentlich nicht auf die private Ebene wollte, was dadurch geschähe. Andererseits merke ich im Kontakt mit ihr (und auch etwa im Kontakt mit der Klientin aus meiner 4.Frage), dass ich mich auf private Fragen einlasse, obwohl es mir unrecht ist. Auch auf Fragen, die eben genau auch auf meine Schwachstellen abzielen, wodurch ich jedenfalls ohnehin auf der privaten Ebene bin.
    Ich weiß nicht, wie ich da Grenzen ziehen könnte. Sie gehen mit einer solchen Selbstverständlichkeit in diese Richtung, dass ich es auch komisch fände, die Fragen ganz abzuweisen. Höchstens antworte ich etwas knapper oder angespannter, was sich aber nicht gut anfühlt. Wie könnte ich damit umgehen, wie könnte ich mehr Klarheit in meiner Rolle erlangen?
    Vielleicht ist es in dem ersten Fall auch in Ordnung, wenn ich das Angebot des gegenseitigen Behandelns einfach annehme?Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken.
    Aber ich bin nicht so recht zufrieden mit mir und habe das Gefühl, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, in dem ich Klarheit finden sollte. Wahrscheinlich muss ich mich da je nach Person wieder ein Stück weit neu ausrichten. Aber was meiner Meinung nach nicht passieren sollte, ist, dass sich die Rollen vertauschen -dass andere in die Rolle der Ratgebenden mir gegenüber geraten. Das möchte ich nicht.
    Wahrscheinlich ist es irgendein Thema, das damit zusammenhängt, dass ich mich selbst nicht ernst genug nehme, v.a. meine Kompetenz, v.a., wenn mein Gegenüber einiges älter ist als ich.

    Fällt dir dazu irgendwas ein, was mir helfen könnte meine Richtung zu finden?

    Liebe Grüße,
    Julie

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