Meike Kockrick

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  • als Antwort auf: Diplomarbeit #4281
    Meike Kockrick
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    Hallo Condor,

    auch wenn schon auf deine Frage geantwortet wurde, würde ich gerne noch etwas ergänzen.

    Der erste Teil deiner Frage bezieht sich auf frühkindliche Erfahrungen im Allgemeinen und dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort. Für manche Menschen kann es sehr hilfreich sein schwierige frühkindliche Erfahrungen in einem therapeutischen Rahmen wieder zu beleben, um zu erkennen, wie das gegenwärtige Verhalten durch die Vergangenheit beeinflusst wird. Diese Vorgehensweise hat wie jede andere Therapie ihre Wirksamkeit und ihre Grenzen.
    Wenn wir von frühkindlichen Erfahrungen sprechen, meinen wir damit einen Zeitraum zu Beginn des Lebens in dem Sprache und Erklärungen noch keine Rolle spielen. Das Baby reagiert auf nonverbale Kommunikation, wie z.B. nährende liebevolle Berührung, eine freundliche wohlwollende Atmosphäre, eine angenehme Stimme und ein freundliches Gesicht. Auf diese Weise entsteht der Gesamteindruck, dass das Baby willkommen ist und die betreuende Person sich wohlwollend um seine Bedürfnisse kümmern wird. Des Weiteren besitzt das Baby eine Reihe von Fähigkeiten, die ihm helfen mit tolerierbarem Frust umzugehen.

    Eine ähnliche wohlwollende Atmosphäre kann in der Shiatsupraxis zwischen Erwachsenen entstehen und wirken, wenn wir als behandelnde Person unserem Gegenüber mit freundlicher Weite und Offenheit begegnen und die Person so sein darf, wie sie ist. Daher ist es besonders wichtig, sich nicht auf Symptome und Beschwerden zu fixieren, sondern eine innere Haltung zu wahren, die darauf vertraut, dass es einen heilen Kern in diesem Menschen gibt. Durch dieses Vertrauen und die eigene Lebenserfahrung entsteht ein Resonanzfeld, in dem die empfangende Person ev. jetzt eine Erfahrung machen kann, die sie in ihrer Kindheit vermisst hat. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens Geborgenheit und Liebe erfahren, an die auf diese Weise angeknüpft werden kann. Nach meiner Erfahrung wirken das bewusste Ankommen in einer positiven Gegenwart und die Unterstützung der körpereigenen Selbstregulation durch Shiatsu genauso heilsam, wie andere Therapien.

    Bei der Beschreibung deines Klienten kann ich erst einmal keinen Zusammenhang mit frühkindlichen Schwierigkeiten sehen und verstehe die Einschätzung, der Beiden die schon geantwortet haben.
    Mir ist es in so einer Situation wichtig zu klären, ob dein Klient wegen diesem Verhalten zum Shiatsu kommt und sich Linderung verspricht oder ob er es als ein Symptom unter anderen angesprochen hat. Um sicher zu gehen kannst du darauf hinweisen, dass er mit diesem Thema bei einem Psychiater oder Psychologen besser aufgehoben wäre. Falls der Leidensdruck nicht so groß ist oder er parallel zu einer anderen Therapie weiterhin zum Shiatsu, kannst du dieses Symptom in deine Behandlungen einbeziehen.

    Welche Verbindung siehst du zwischen deiner energetischen Einschätzung und seinem Verhalten. Ev. nimmst du eine energetische Fülle im Kopfbereich wahr, deren Verbindung in den Rumpf eingeschränkt ist. Du könntest dann mit der Verbindung in den Rumpf und gesamten Körper arbeiten. Hierbei könnte es interessante kyo- Punkte um das Schlüsselbein herum geben oder auf dem Brustbein, ev. ist KG 17 ein guter Punkt für Verbindung, ebenso der 7te Halswirbel oder die Schultern.
    Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass dir die Holz- oder Feuerenergie besonders auffällt und du könntest herausfinden, welche kyo- Bereiche im Meridianverlauf besonders geeignet sind, den Klienten in einen tieferen zentrierteren Kontakt mit sich selbst zu bringen. Vielleicht ist es hilfreich mit dem deutlichsten kyo (im Hara oder in Körperbereichen) zu arbeiten.
    Bei deiner Frage, ob du zu ungeduldig bist, würde ich dich bitten zu überprüfen, ob es kleine Veränderungen gibt. Da dein Klient bereits 13-mal zur Behandlung gekommen ist, kannst du dich oder auch ihn fragen, was ihm an den Behandlungen wichtig / wertvoll ist und ev. überprüfen was sein Anliegen für die Behandlungen sind.

    Ich hoffe, dass dir diese Überlegungen weiterhelfen.
    Liebe Grüße.
    Meike

    als Antwort auf: Schlafwandeln #4268
    Meike Kockrick
    Mitglied

    Hallo Como,
    scheinbar kommen nicht so häufig Personen, die unter Schlafwandeln leiden in die Shiatsupraxis, sonst hätten wir dir sicherlich schneller geantwortet. Ich habe auch keine direkte Erfahrung, würde dir aber empfehlen, das Schlafwandeln als einen Ausdruck der Klientin zu verstehen und mit dem zu arbeiten, was du in der Berührungsdiagnose und bei der Betrachtung der Person wahrnimmst, um so dieses Symptom verstehen zu lernen.

    Aufgrund meiner traumatherapeutischen Ausbildung halte ich auch eine posttraumatische Belastung für möglich. In der Traumatherapie gibt es die Bezeichnung der allgemeinen hohen Aktivierung, die häufig bei Bindungs- und Beziehungstraumen auftritt. Auf diese Weise wird ein beständiger innerer Erregungs- bzw. Stresszustand beschrieben. Zwischenmenschliche Kontakte werden als verunsichernd erlebt und die Person reagiert entweder mit Rückzug und dem Gefühl, dass ihr alles zu viel wird oder unterschwellig aggressiv. Die Person erlebt sich selbst als sehr emotional, während sie von außen häufig zurückhaltend oder kontrolliert, ruhig wirkt. Hinzu kommt eine Tendenz zu dissozieren. Die Kombination von einem hohen inneren Stresszustand und Dissoziationen weißt auf eine traumatische Belastung.

    Sollte dies auf die Klientin zutreffen, empfehle ich dir Supervision bei einer entsprechend geschulten Person zu nehmen. Gemeinsam könnt ihr individuelle Behandlungsmöglichkeiten entwickeln.

    Ich vermute, dass egal ob eine traumatische Belastung vorliegt oder nicht es sehr wichtig sein wird, in wie weit die Klientin sich auf die Behandlung einlassen und tief zur Ruhe kommen kann. Du solltest also eine Berührungsqualität finden, bei der die Klientin jegliche Schutzspannung nach und nach loslassen kann. Deine Bereitschaft dich einzulassen spielt dabei eine große Rolle, weil über deine entspannte Präsenz und eine entsprechende Berührungsqualität ein sicherer Raum entsteht, der das zur Ruhe kommen erleichtert. Auf diese Weise unterstützt du die körpereigene Selbstregulation und auch traumatisch gebundene Energie kann sich lösen.

    Alles Gute.

    Meike

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